Dienstag, 28. August 2007

TG 925 Bangkok 2110 T2 A346 - gestartet

Für T.

Lieber Abschiedsschmerz,

champangerlaunig süß hast Du Dich zwischen uns gesellt.

Es war nicht so, daß wir uns auf Dich nicht hätten vorbereiten können. Du bist gekommen und hast Dich brav in die Ecke gesetzt und gewartet. Deine Stunde, daß wußtest Du würde kommen. Deine große Stunde. Ganz zart hast Du Dich damals eingeschlichen, bei mir zumindest, als er gesagt hat, daß seine Entscheidung gefallen ist und er geht. Ans andere Ende der Welt. Nicht für Urlaub oder Geschäftsreise. Sondern um da zu leben und zu arbeiten. Für ganze 1095 Tage. Das ist lang. Sehr lang. Das Du da warst, die ganze Zeit, hab ich verdrängt. Ich war nicht die einzige. Sogar am Abend des großen Abschiedsfestes wollte Dich noch keiner so recht sehen, Dir gar, ganz und gar ins Gesicht sehen. Du hast in der Ecke gestanden und gelächelt. Ein Bier getrunken, sogar eine Zigarrette geraucht.

Dann kam Dein Tag. Auf den hast Du ja gewartet. Drei Monate lang. Recht geduldig. Du hattest die Schlinge immer enger gezogen. Der Knopf im Hals beim Gedanken an Dich wurde langsam spürbar. Mit ihm Gespräche über das andere Ende der Welt und die Gefühle, die da warten werden. Die vielleicht kommen oder auch nicht. Und das Glück, das da ist und die Chancen. Weil es für ihn einfach ein großes Glück ist und eine große Chance und es eine dumme Entscheidung gewesen wäre nicht zu gehen.

Die Fahrt zum Flughafen. Ein Auto voll Freunde. Die Stimmung... merkwürdig? Gespräche über dies und das. Dann war der Flughafen da und eine große Unruhe in mir. Durch das Parkhaus, den Freunden hinterher, das Terminal gesucht... Da waren wir. Stress. Der Koffer hatte beim einchecken Übergewicht und so schnell war das nicht zu lösen. Wir sind ja am Flughafen und nicht bei den Weight Watchers. Der Freund blass und angespannt. Diskussion mit der Eincheckfrau. Noch 40 min.... Dann spätestens wußte ich, schlägst Du zu. Du standst an eine Säule gelehnt bei den Eltern und Schwestern. Hast mit der Kleenexbox in der Hand gewinkt. Ist schon gut. Der Freund kommt. Das mit dem Übergewicht hat sich erledigt, alles paletti. Und jetzt? Noch 30 min. Darauf erstmal "Tschüß" mit Champanger aus Pappbechern. Gleich gehts los. Du hast Dich aufgerichtet, die Taschentücher aus der Hand gelegt, Dich in Position gebracht. Die Schwester sieht Dich als erste. Endlich, endlich bekommst Du Deine ersten Tränen! Abschiedsschmerz, Du bist echt fies! Noch 20 min. Nacheinander dürfen wir ihn noch einmal allein umarmen und fest drücken. Mir läuft Salzwasser aus den Augen und das kann ich auch nicht stoppen. Es ist so wie es ist und sagen kann ich auch nix mehr. Die Busenfreundin vom Freund, drück nochmal und geht dann. Sie hast Du echt umgeknockt.

Noch 10 min. Ich geh an der Hand vom Freund zum Gate. Sicherheitskontrolle. Ab da muß er dann allein weiter. Wir alle begleiten ihn.
"Weißt Du", sag ich, "daß mit dem Abschiedsschmerz muß so sein, weil da ist ja dann auch Liebe da. Wenn es nicht weh tun würde, wäre es egal, wenn Du gehst. Und das ist es nicht." Der Freund lächelt und sagt: "Freilich."
"Freilich", sag ich.

Sicherheitskontrolle. Ein letztes Mal die Mama drücken. Allein weiter. Winken, umdrehen, winken.

0 min.

Einen guten Flug und alles Glück der Welt!

Freilich!

Deine JellyBean


Montag, 27. August 2007

Am Montag ist die Auszeit raus

Liebe Pause,

heute hab ich beschlossen, bringe ich es Dir bei: Ich mache Schluß mit Dir. Gut von mir aus, heul doch. Aber genug ist genug. Für meinen Geschmack habe ich ausreichend lange Zeit mit Dir verbracht. Und seien wir ehrlich: Du warst nie mehr als eine Sommeraffäre für mich. Das war abgemacht so, darüber haben wir gesprochen. Nee, Deine Tränen rühren mich jetzt auch nicht. Taschentuch? Hab ich keines. Nützt Dir jetzt auch nix wenn Du Poppel hochschniefst. Ich gebe zu, die verbrachten Stunden mit Dir waren toll. Spaziergänge Arm in Arm, wühlen in den Kissen, Vergangenes vergessen, neue Ideen mit Schleife verpackt zum auspacken... Danke danke danke Dir dafür. Aber Beziehung ist nicht. Wie soll denn das gehen mit uns zwei, hm? Wenn Du ehrlich zu Dir selbst bist, hast Du den Esprit von stillem Wasser. Zugeben, das ist gesund, reinigend und sanft und ... dann? In mir brennt etwas, das danach verlangt von prickeldem Sprudel gestillt zu werden. Ein Hunger nach Verbotenem, Aufregendem, Neuem. Ich will halt jetzt so was in meinem Leben wie ein koffeinhaltiges österreichisches Zuckergetränk mit Kohlensäure.

Jetzt hör auf nach meiner Hand zu patschen! Ich möchte keine dauerhafte Beziehung mit Dir! Affäre war okay, aber um ehrlich zu sein: Ich bin im Grunde bin ich kein Freund von Affären. So was hat doch in den seltensten Fällen Zukunft und aus der Familie der Kompromisse begleiten immer die mit dem faden Beigeschmack so was wie Affären. Der Satz war Dir jetzt zu kompliziert? Dann nochmal langsam: Eine Affäre hat nicht wirklich Zukunft. Die ist immer irgendwie unbequem. In etwa so wie sitzen zwischen zwei Stühlen. Das ist zwar sitzen und schön, aber nicht wirklich befriedigend. Auf die Dauer gesehen.

Noch was: Meine Liebe reicht nicht für Dich allein. Da draußen gibt es Menschlein, die warten auf mich. Eine astronomische Fangemeinde. Jawohl. Ohne zu murren haben die sich jetzt Woche um Woche geduldet. Ich hab die verlassen für Dich und das ohne ein Wort des Abschiedes. Das war nicht fein von mir. Das hab ich für Dich getan. Mehr ist nicht drin und mehr kannst Du auch nicht von mir erwarten.

Es ist jetzt an der Zeit, Friedrich, der in der blauen Socke wohnt, meinen alten Digitalkameraden, aufzuwecken und wieder aktiv werden zu lassen, damit die Menschlein auch wieder ein bißchen was zu kucken haben. Das bin ich ihnen schuldig.

Akzeptier das jetzt Pause! Unsere gemeinsamen Tage sind aus und vorbei. Eventuell haben wir wieder mal was, in ferner Zukunft, zusammen, aber gegenwärtig muß ich einfach konsequent sein. Mein Herz lüstet zu begierig danach, die Menschlein zu beglücken.
So soll es sein.

Ein letzter Kuss für Dich,

Deine JellyBean