Mittwoch, 19. Dezember 2007

Zwei Nüsse für Chriswald



Liebes Singeldasein,

ist es die Traurigkeit, die uns besinnlich macht?
Lange war ich ja nun nicht mehr am liebesbriefen. Hab wahrlich nicht mit der Pause geküsst. Mir andere Dinge einfallen lassen, mir die Zeit vertrieben, aber Du warst immer da: Das Singeldasein.

In der besinnlichen Vorweihnachtszeit saß ich nun auf der Couch, inmitten von Freunden und -innen. Ebenfalls alle mit Dir gesegnet. Auf der Leinwand vor uns der schönste Weihnachtsfilm, der je gedreht wurde, auch wenn die Kostüme allesamt an einen Kostümbildner auf Pilzen erinnerten. Selbstverständlich bekommt der Prinz die Prinzessin und das Böse geht baden. So ist das richtig. Natürlich gab es Komplikationen vorher, aber die Liebe siegt und hoch zu Ross wird in den aufgehenden Morgen geritten. Seufz.


Es liegt auf der Hand, daß im Anschluss eine Diskussion entbrannte über Paarungsverhalten und -schaften und was mit uns los sei. Waren oder sind wir, die da saßen falsch gepolt? Hochneurotisch? Häßlich? Riechen unangenehm und keiner hat es bislang gemerkt? Nicht wirklich waren diese Theorien der Weisheit letzter Schluß. Schließlich passt auf jeden Topf der richtige Deckel. Besingt zumindest eine alte Volksweisheit. Gegenseitig haben wir uns bestättigt, daß das Deo hält.

Immer mit einem offenen Auge für Lieblichkeiten beobachte ich den Niedergang der Paarung in meinem Umfeld schon länger. Eine starke Zunahme an Singeldasein ist zu vermerken. "Vielleicht weil ich so praktisch bin?", sagst Du. Praktisch bist Du nicht. Manchmal vielleicht. Manchmal aber auch nicht. "Vielleicht weil in Großstädten eine so starke Reizüberflutung an attraktivem Angebot herrscht?", philosophierst Du. Da kann ich abermals nicht mitgehen, mit Deiner Theorie. Eine Reizüberflutung eventuell für die Jungs, aber ganz gewiß nicht für die Mädchen. Die Erfahrung lehrte mich und nicht nur mich, diejenigen welchen, die wirklich schnuckelig sind, sind schon per Ring vom Markt geeist. Dann tabu. Diejenigen welchen, die halbschnuckelig sind und noch zur Diskussion stehen, weisen nach einiger intensiver Betrachtung Schäden im Lack auf. Und wir sprechen hier nicht von ein bißchen Kratzer im Lack, sondern von gut getarnten, schweren Unfallschäden, die in der Sonne betrachtet unübersehbar und nicht gesellschaftsfähig sind. Diejenigen welchen, die sich für schnuckelig halten, sind schlichtweg Erdnußsynapsen. Jedes Gespräch erstirbt in den Wortansätzen. Um ehrlich zu sein, glaube ich, daß es den Jungs nicht so viel besser geht im Falle echter Paarungswünsche.

"Das sind jetzt aber harte Worte, kein Wunder das Du mich hast", bemerkst Du. Fies jetzt. Bin ich wirklich so eine Zicke geworden? Auch schon singelverseucht und schrullig? Schwierig jetzt... ich weiß nicht. Die eine oder andere Schrulle ist da schon zu verzeichnen... Ich war ja auch mal gepaart. So ist das nicht. Und die Gründe, warum das nicht mehr so ist fallen mir sofort ein. Und schon entscheide ich mich wieder für Dich.

Singeldasein ist ja auch gut. Du hast mir unendlich viel gebracht. Viel gelernt und wir hatten eine Menge Spaß. Solchen, den ich jetzt gepaart nicht gehabt hätte. Außerdem heißt das ja auch nicht, daß man diverse Herzkammern nicht nicht vermieten könnte. Ich hab jemand zur Miete.

Trotzdem, Adventszeit mit romantischer Beleuchtung und Christkindlmarkt als Singel: Trainigslager. Mutig zu sein, der Traurigkeit ins Auge zu blicken und zu sagen: Was will ich wirklich? Und schon wird man besinnlich.

Hoffentlich bin ich Dich nächstes Jahr um diese Zeit los.
"Wenn Du so weiter machst, geh ich von allein!", empörst Du Dich.

Hoffentlich.

Schöne Weihnachten Euch allen, liebe Menschlein! ... und Dir natürlich auch.

Eure und Deine JellyBean