Donnerstag, 2. Oktober 2008

Zeit zu gehen

Lieber Krieg,

ich hatte nicht mit Dir gerechnet. Wer tut das schon? Du kamst an einem Donnerstag. Deinem Namen Gerechtigkeit widerfahren lassen. Du bist über das Land gefegt wie ein Feuersturm. Und über mich. Dann war es ganz ruhig. Hinterlassen hast Du verbrannte Erde. Ich hatte nicht mit Dir gerechnet. Wer tut das schon?

Da war die Krise gewesen. Schön war die nicht. Ich nahm sie chinesisch. Im Chinesischen besteht die Krise aus zwei Schriftzeichen. Gefahr und gute Gelegenheit. Die Gefahr hatte ich erkannt und die gute Gelegenheit ergriffen. Und am Himmel zeigten sich rosa Streifen. Es war gut, wie es eben gut sein kann. Als die Zeit richtig schien und die Umstände es zuliessen, hatte ich beschlossen das krisenbewährte Schneckenhaus zu verlassen. Die Umstände meinten es sehr gut. Sie haben mir ein Geschenk gemacht. Ein Stück Schnüdlsamt. Schwarz, silbern durchwoben. Der Schnüdlsamt hielt mich warm und taute Berge. Fehler im Gewebe waren nicht zu erkennen.

Lieber Krieg, dann kamst Du. Weil Glück Dir fremd ist und Dich keiner leiden kann. Du bist neidisch gewesen. Du hattest einen Webfehler im Schnürdlsamt entdeckt. Ich nicht. Unumständlich hast Du die Umstände genutzt. Ausgenutzt. Am Donnerstag lag der Geruch von Blei in der Luft. Ein Gefühl im Bauch? Das Land lag friedlich. Die Grenzen ungeschützt. Ein Schwirren in der Luft. Der Einschlag war relativ schmerzlos. Schockzustand. Der Schaden fatal. Wer überlebt ein Dum-Dum-Geschoss im Brustkorb? Dem Schnürdlsamt hast Du einen Fetzen abgerissen und mich in Stücke.

Lieber Krieg, ich hatte nicht mit Dir gerechnet. Wer tut das schon? Du hast verbrannte Erde hinterlassen. Es gab Tote. Gab es die in diesem Jahr nicht schon genug? Waren nicht schon ausreichend genügend Abschiede in diesem Jahr zu beklagen? "Das liegt am Zyklus", sagst Du. Ja ja ich weiß. Numerologisch befinde ich mich in einem neuner Zyklus. Abschiedgeprägtes Jahr.

Lieber Krieg, ich weiß verbrannte Erde ist fruchtbar. Feuer reinigt. Dennoch, Du hast meine Kreativität geraubt. Kriegsbeute. Du durftest kalt sein. Flüssiger Stickstoff. Kriegsrecht. Ich strecke die Waffen. Mein Herz liegt im Koma. Du hast den Motor zerstört.

Darum lieber Krieg, wird dieser Blog hier auf unbestimmte Zeit geschlossen.

Es ist besser so. Flatline.

Und was ich Dir noch sagen wollte: Es war ein Pyrrhus-Sieg.

Deine Jellybean

P.S. Ich danke allen Menschlein sehr, die hier so fleissig mitgelesen haben.

Mittwoch, 6. August 2008

Schön ist die Welt

Liebes Happy Holiday,

sommerliche Hitze lässt aus verstaubten Erinnerungskisten urlaubsstimmige Stimmung auftauchen mit den dazugehörigen Bildern. Ein Favoritenbild drängt sich auf... ich kann mich entsinnen... ein Schnellzug rattert durch deutsche Idylle im Sonnenschein... durch Felder, Wiesen, Berg und Hain... ich befinde mich tief in den siebziger Jahren... die Deutsche Bahn wirbt für's Reisen mit Lust und einem Kinderchor! Aus tausend Kinderkehlen schallt es froh:

1.
Schön ist die Welt,
drum Brüder, laßt uns reisen,
wohl in die weite Welt, woooooohl in die weeeeiteeee Weeeelllt.

Huhu, das war's! Das ist es! In meinen Ohren klingt ein singend' Chor. Und ich freu mich. Weil ich nämlich verreisen werde. Fieber hat mich gepackt, aber meinen Koffer noch nicht. Koffer packen ist eine ungerne Angelegenheit, die es herauszuzögern gilt. Noch zweimal schlafen und dann! Dann wird der Schnürschuh geschnürt und losgereist!

2.
Wir sind nicht stolz,
wir brauchen keine Pferde,
die uns von dannen ziehn, diiiiiiie uns von daaaaaannen ziiiiiiehn.

Liebes Happy Holiday, wenn ich dann meines Weges ziehe, der Sonne entgegen, lass ich munter meine Seele baumeln an einem Galgenstrick und suche weit hinten am Horizont ein Ziel, für das es sich zu leben lohnt; nach dem es sich zu streben lohnt. Weil ohne Ziel im Leben und auch auf Reisen, kannst du dich eh gleich in den Straßengraben legen. Mein zumindest mal ich. Oder?

3.
Wir steigen hin auf Berge und auf Hügel,
wo uns die Sonne sticht. Woooo uns die Sooooonnne stiiiicht.

Taumelnd tanzend tanze ich durch die schönste Zeit des Jahres. Trunken von Freizeitglück und Sonnenstich. Füttere meine Sinne mit neuen Eindrücken. Beeindruckend bedrückend.

4.
Wir laben uns an jeder Felsenquelle,
wo frisches Wasser fließt. Wooo friiiiiiisches Waaaaasser flieeeßt.

Rastlos reise ich weiter und weiter und immer weiter. Bin ich angekommen, wenn ich angekommen bin? Hitzige Heiterkeit. Wenn Deine Zeit anbricht, liebes Happy Holiday, da wollen wir alle fröhlich sein. Auf deutschen Autobahnen löst sich so mancher Affektstau. Manchmal auch in Wohlgefallen auf.

Liebes Happy Holiday, jawohl, Fieber hat mich gepackt. Fieber und ich meine Koffer und ich marschiere los. Da ist kein Halten mehr und mache mich auf die Suche, dem Glück in der schönsten Zeit des Jahres zu begegenen.

5.
Wir reisen fort,
von einer Stadt zur andern,
wohin es uns gefällt. Wohiiiin es uns gefäääälllllt.

Schöne Ferien!

Deine JellyBean


Mittwoch, 23. Juli 2008

Kommunikatsionsding - Ein Wort zum Donnerstag

Liebe Männerwelt,

nun im abgeklärten Alter habe ich Dich und Deine Helden durchschaut. Ich weiß wie der Hase weht. Klar, es gibt Abende da werf ich mich in Garderobe und auf die Piste. Weil ab und an, ich muß es zugeben: Ich steh gern im Lampenfieber. Aber, und da scheint mir der Hund begraben: Du scheinst mir die Frauen nicht zu verstehen. Was sie wollen. Jede das ihre. Für mich kann ich sagen: Sex und Liebe sind für mich drei verschiedene Welten. Bei mancherlei grobfahrlässigen Kommunikatsionsschwierigkeiten bleibt den Mädels und mir nichts anderes übrig, als gute Möse zu bösem Spiel zu machen. Manche gehen sogar so weit, dass sie nach fadenscheinigen Balzgesängen von zwielichtigen Belzebuben nach hinten ins Kabaret verschwinden. Doch um uns Frauen nicht in Unschuld zu waschen wäre anzumerken, dass wir ebenso wie Du, liebe Männerwelt, ein Opfer der Hormone werden. Testosteron trifft uns wie ein Faustschlag, wir/ich sind geblendet von soviel Männlichkeit. Und in diesen Momenten spielt auf meinen Lippen das Lied: I'm just can't wait until tonight!

Alles klar?

Deine JellyBean

Dienstag, 8. Juli 2008

Herzangelegenheiten

Liebes Herz,

mein Herz. Du sitzt auf der Couch und rauchst eine Zigarette. Du siehst zerzaust aus mein Herz. Die Haare stehen Dir zu Berge. Bei näherer Betrachtung fehlt Dir auch ein Stück. Das kam, weil ein Jemand kam und es sich genommen hat. Der Jemand ist gegangen, hat aber Dein Herzstück mitgenommen. Soll er es behalten. Soll er es behalten?
Du hast auch einiges an Schmissen. Grosse Schmisse, kleine Schmisse, ganz feine Schmisse. Die Schmisse sind allesamt mehr oder weniger gut verheilt und ein jeder Schmiss erzählt eine Geschichte. Von Kämpfen und Liebe, langen Nächten und aufregenden Tagen und Leidenschaft.
Mein Gefühl mag die Leidenschaft. Da ist es relativ kompromisslos. Mein Herz, Du magst die Leidenschaft auch, ich weiß, dicke Kumpel seid Ihr. Und wehe Ihr klönt zusammen. Das sind Zeiten in denen kann ich einpacken und mein Verstand fährt in Urlaub. "Jawoll", sagt mein Verstand.
Du sitzt auf der Couch und rauchst eine Zigarette und hast Dich trotz mancherlei Herzangelegenheiten ganz gut gehalten. Du sitzt da und hast die Beine überschlagen. Wippst mit den Füssen. Du siehst müde aus. Dein Knie ist dick verbunden und einen Kater hast Du. "Hab ich", sagst Du. Du bist nicht gut auf mich zu sprechen, oder? "Nein, ich bin nicht gut auf dich zu sprechen", murmelst Du. Warum? "Warum? Du fischt in trübem Wasser, verschüttest mein Blut". Herzblut.
Du solltest nicht so zickig sein. In letzter Zeit, einer sehr langen, hast Du ja nicht allzuviel zu tun gehabt. Die Angelegenheiten betraffen einen einzigen Jemand. "Und der war kompliziert genung", grunzt Du und nimmst einen tiefen Zug. Willst Dich wohl mit Nikotin betäuben, hä? "Der war unklar, wie trübes Wasser, auf die Fresse gefallen bin ich, weil ich den Boden unter den Füssen nicht sehen konnte vor lauter trüb! Kein Mensch schluckt das! Ich darf den Sch... ausbaden!"


Das Trüb sitzt in der Ecke und bläst in ein Horn.

Jetzt mal langsam, Du hast mir doch gesagt: Lass den rein. Lass den in einer meiner Kammern wohnen. Oder täusch ich mich da? "Da täuscht du dich gewaltig", maulst Du mich an, "der Typ hat eingeschlagen wie eine Bombe, nix mit höflich hereinbitten!" Du bist ganz schön aufgeregt, springst auf. "Autsch", zischt Du. Ich weiß, Dein Knie. Du humpelst vor mir auf und ab und schüttelst Deine kleine Faust dabei.


Das Trüb sitzt in der Ecke und bläst in ein Bockshorn.

Ja, da muß ich wohl ehrlich sein. Der Jemand hatte wirklich eingeschlagen. Wir hatten beide keine Chance. Du und ich.
"Einen totalen Kollateralschaden hat der angerichtet, schau mich doch an!" Oh, jetzt seh ich, Du hast ja auch noch ein Pflaster über dem Auge. "Eben", sagst Du.
Und jetzt?
"Nie wieder", sagst Du. Sehr entschlossen. "Da widerspreche ich", muckt die Leidenschaft. "Ich widerspreche auch", meldet sich der Vestand, "es wäre unvernünftig".
Ich leg bei NIE WIEDER auch ein Veto ein. Dafür bin ich zu romantisch. Außerdem will ich Dich nicht per Infarkt dahingerafft sehen, wenn Du Dich verkrampfst.
"Und wofür das dann alles?", fragst Du müde.

Wofür?

Weil er es wert wahr.

Deine JellyBean

Donnerstag, 22. Mai 2008

Explosive Herzlichkeit

Liebes Geheimnis,

die Welt ist voll von Dir und Deinen Verwandten. Die Menschlein munkeln ob meiner Schreibstarre, aber auch das fällt Dir anheim. "Siehe die Zeichen", ein Satz aus uralter Zeit. Auch ich kann mich dem nicht entziehen. Wenn Wünsche an meinem Herzen nagen und Angelegenheiten, die gelöst werden wollen, versuche ich mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und Antworten in Symbolen und Zeichen zu finden. Ein verflogener Vogel starb in der Wohnung der Nachbarin. Sie meinte: "Was für ein schlechtes Omen." Sie sollte recht behalten. Aber das ist eine andere Geschichte und der Tag soll keinem trübsinnig gestaltet werden. Ein verflogener Vogel lag ohnmächtig in meiner Wohnung. Ja, wir leben von Bäumen umgeben in einem hübschen Haus. Der Vogel erwachte und flog zum Fenster hinaus. Suchte vorher Ruhe auf meiner Hand. Was für ein Omen?

Ich liebe Geheimnisse. Geheimnisvolles. Mystisches. Ich liebe das Pendel, mit dem ich oft schwatze. Und in Tarotkarten lese ich Romane. Weil meine Meinung ist, dass Geheimnisse da sind, um gelüftet zu werden. Jawohl, liebes Geheimnis. Ich seh Dich vor meinem geistigen Auge gut gelüftet auf einer Wäscheleine im Wind flattern. Mit Sonnenschein dazu. Grad so wie in der Fernsehwerbung. Und wenn Du grad so, manchmal, dabei bist Dich zu lüften und an Deiner Hand das Symbol zum Mittler wird, kann das ganz schön verletztend sein.

Einer mir nahestehenden Freundin hast Du Dich sehr offensichtlich mitgeteilt. Liebeskummergebeutelt und beziehnungszweifelnd nahm sie an einem Jungesellinnenabschied teil. Es sollte ein froher Abend werden und das junge Glück mit prickelder Flüssigkeit begossen werden, auf das es wächst und wächst. Der Freundin Geist war anwesend, aber ihr Herz war es nicht. Das sprach mit den Gefühlen und bat um Antwort bezüglich ihrer eigenen Beziehung. Dabei blies sie, um das Ambiente freundlich zu gestalten, einen Luftballon auf. Mit ihrem Mund und voller Lunge. Einen roten. Eine Herzform. Gross, prall und schön sollte er werden. Noch die Lippen am Gummi und pustend, explodierte das Luftherz und schnalzte ihr ins Auge. Ins linke. Blind im ersten Moment. Tränen. Eine Hämatom am Augapfel. Können Symbole deutlicher sein?

Drum liebe Menschlein, achtet die Zeichen!

In geheimnisvoller Ergebenheit,

Deine JellyBean

Donnerstag, 10. Januar 2008

Total von der Rolle


Liebes Schwaben,


die "Nochbrä" isch grad weg und in meinem CDPlayer weint Peter Licht, den jeder irgendwann einmal in seinem CDPlayer weinen hören sollte. So, was isch jetzt Fakt? Fakt isch das heute wieder einmal ein sensationeller Abend war. Mit der "Nochbrä". Die "Nochbrä" ischt sozusagen Familie und auch schwäbisch. Nicht bayrischschwäbisch wie ich, sondern tiefstes Baden-Württemberg, aber da ich praktisch Grenzländerin bin, gebürtig, kann ich mich wunderbar mit ihr unterhalten. Im Heimatdialekt. So.


Also, wir beschlossen einen Abend gemeinsam zu verbringen. Da wir Tür an Tür wohnen stellte sich die Frage: Zu mir oder zu dir? Es war zu mir. Da gab es aber kein Bier. Und, Laster Laster, keine Zigarretten mehr. Somit rein in den Supermarkt. Bier in ihrer Hand, Orangensaft in meiner und... Klopapier war uns beiden ausgegangen. Die "Nochbrä" entdeckte ein Supersonderangebot für 16 Rollen à 150 Blatt zu 2,99. Ich entdeckte Stammpapier zu 8 Rollen à 200 Batt zu 1,85. Weil wir jetzt schwäbisch sind, beide, und uns Schwaben eine extreme Sparsamkeit nachgesagt wird ischt es unser Pflicht, besser war es, der Sache genauer auf den Grund zu gehen. Weil es ischt auch möglich, daß man bei Sonderangeboten ins Klo greift und alles gar nicht stimmt und man gar nicht Sonderangebot kauft. Fakt ischt, daß sich ergeben hat: 16 Rollen à 150 Blatt koschten pro Blatt 0,00125 Cent und 8 Rollen à 200 Blatt koschten pro Batt 0,00116 Cent. Die 16 Rollen kommen auf 0,19 Cent pro Rolle, die 8 Rollen kommen auf 0,23 Cent pro Rolle. Das ischt jetzt mehr pro Rolle, aber auf das Blatt gesehen spar ich mir da eine erhebliche Menge an Geld.


Die Rolle ischt ein 3-lagiges Papier. Die "Nochbrä" hat mir mitgeteilt, daß sie grundsätzlich von dem 3-lagigen Papier total abgekommen ischt, weil nämlich sie benutzt eigentlich nur noch 4-lagiges, weil das im Endeffekt gesehen erheblich mehr spart, weil man da nicht mehr soviel abrollen muß. Jetzt stellt sich aber die Frage welcher Abrolltyp man ischt. Diese Frage sollte jeder von Euch, liebe Menschlein, selber beantworten.


In jedem Fall haben die "Nochbrä" und ich jeweils eine Rolle 3-lagiges getauscht, um auch die Qualität des Papieres zu teschten. Aber des ischt nochamal a ganz andere Gschicht.


Der Abend verlief weiter folgendermaßen: Wir haben uns in die Numerologie vertieft. Still vor uns hin unsere Lebenszyklen ausgerechnet, was da wohl in der nächsten Zeit noch so kommen mag, weil planen muß man. Und dann haben wir gefachsimpelt. Pils um Pils. Zigarette um Zigarette. Und wir haben uns für morgen früh verabredet. Zu einem Kaffee mit einem Röhrle drin.


Dann isch mir des Mäusle vorgflitzt und dann hat sie gsagt: "Jetzt geh i hoim."


Bei Seidewürschtle, die Bayernschwaben sagen Wienerle, und Bier: Ein unbezahlbarer Abend.


Ein hoch auf Schwaben!


Deine JellyBean