Donnerstag, 19. November 2009

Mondschein im Keller


Liebes Ungut,

es gibt Zeiten da ist mir schon beim morgendlichen Erwachen danach Nacktmulche an die Wand zu klatschen. Was ich nicht tue. Die Nacktmulche stöhnen und machen Flecken. Rutschen mit schmatzenden Geräuschen an Wänden entlang. Danach ist mir nicht. Nach den Geräuschen. Dem Klatschen schon. Es gibt Zeiten, da lässt der Schlaf sich nicht blicken. Ich ziehe durch meine Wohnung wie ein altes Gespenst und trage ziellos Kaffeetassen umher. Liebes Ungut Du bist z. Zt. so Zeiten. Da passen Gefühle in keine Schublade, aber selbstverständlich suchen die Gedanken panisch nach Kommoden mit vielen Schubladen in die die Gefühle passen könnten. Liebes Ungut, mir ist grad sehr nach Dir. Du dauerst jetzt schon eine gewisse Weile. Lässt mich mit Dir an Küchentischen in Gesprächen verweilen und die Freundin gegenüber. Freundinnen riechen Braten schon bevor ich sie ausgebraten habe. Mir wird am Küchentisch ein Satz geschenkt: "Du weißt, als klarer Mensch, das am Ende des Weges immer das klärende Gespräch steht." Die Freundin ist ein Nacktmulch. Ich schlurfe weiter in alten Pantoffeln durch die Räume. Eine Kaffeetasse in der Hand. Telefon. KlingKling. Eine riechende Freundin. Was ich die Weiber hasse! Sie lässt mich sprechen, wartet auf den Braten den ich ihr präsentiere. In ihrem Schweigen höre ich ein Grinsen. Toll das sie das Rezept für den Braten schon kannte bevor ich zum braten ansetzte. Mir wird am Telefon ein Satz geschenkt: "Setze kleine Zeichen von mir aus, aber vor allem: Sag es." Die Freundin ist ebenfalls ein Nacktmulch. Ich ziehe weiter durch die Wohnung. Kaffeetassen durch die Gegend tragend. Der Mond geht auf. Ich muß in den Keller, innerlich, ich mag nicht. Obwohl ich grundsätzlich eine Kellergängerin bin. Ich denke an meine Großmutter. Wenn es mich früher umtrieb, Ungut, stieg ich wahrhaftig in ihren Keller. Machte mich holzhackend über Scheite her. Die Großmutter ließ mich hacken. Der Rest der Verwandschaft hätte es ungern gesehen. Aufgrund von Beilen in Beinen. Der Wahrscheinlichkeit nach. Meine Großmutter sah nur mich, mein ungut gut hackend. Aber eine Frau, die ihren Bruder im Lazaret im Krieg alleine von Süddeutschland aus an der Grenze zu Rußland besuchen fährt und wieder heil zurück, sieht hochwahrscheinlich anders. Ich muß sehr wahrscheinlich in den Keller. Weil am Ende immer ein klärendes Gespräch steht. Auf den Treppen nach unten werde ich kleine Zeichen setzen. Am letzten Absatz stehend, sag ich es. Unten angekommen... was erwartet mich? Vielleicht ein Mondlicht im Keller.

Es gibt Zeiten..., aber das hatten wir schon.

Deine JellyBean

Sonntag, 8. November 2009

Disko Disko Partizani


Liebes Sonderbar,

ich steh' in der U-Bahn und sehe,
die Zehe des Mannes neben mir.
Er ist auf Psychose und hinkt wie ein Tier.

Liebes Sonderbar,

ich laufe auf Treppen und sehe neben mir,
einen Mann täglich halb zehn hundertmal
die Treppen absteppen.

Liebes Sonderbar,

ich sitze da,
und auf dem Gehweg liegt eine Frau,
die irgendwann eine Schönheit war.

Liebes Sonderbar,

ich öffnete die Augen und Du warst da,
wo früher alles DinA war.

Liebes Sonderbar,

ich öffne die Augen und sehe das Normalität eine Lüge ist,
und an jeder Ecke schon Du da bist.

So Sachen,

Deine JellyBean

Samstag, 12. September 2009

Beschirmtes Herz


Liebe Operation,

selbstverständlich bist Du blutig abgelaufen. Nichts anderes stand auf meiner Liste an Erwartungen. Was soll ich denn sonst denken? Es ist ganz einfach eine logische Schlußfolgerung. Du findest statt in Räumen, die durch Hochsicherheitstüren abgeriegelt sind. Wächter stehen davor und erschießen ohne jede Vorwarnung eindringliche Bakterien und Viren. Die Räume sind schmucklose Säle. Nichts an fantasievoller Tapete, überteuertem Gemälde findet sich an den Wänden. Nicht einmal ein Mondkalender. Was eventuell sinnvoll wäre. Ah, heute haben wir den Mond im Krebs stehen, das ist doch ein hervorragender Tag für eine kleine Blinddarmoperation. Auch die Kleidung der Operateure und deren Gehilfen entbehrt jeden Desings. Wobei ja Grün wieder schwer im kommen ist. Auch das temporär verwendete Blau, das die unförmigen Kittel einfärbt wirkt angenehm und unaufdringlich. Aber modisch muß ja nicht, nur zweckmäßig. Nicht das einer zu kotzen anfängt, beim Anblick blutverschmierter Verhüllter, die da stehen mit Geschirr in den Händen. Weiß wäre da sehr unvorteilhaft. Schlachthausassoziationen. Blau und Grün wandelt den Lebenssaft in unspektakuläres Braun. Ein Vergleich mit undichtem Darm liegt nahe. Doch nun wieder zu Dir. Du bist also geglückt. Da waren wir alle froh. Du, am Herzen stattfindent bist ja kein Zuckerschlecken. Ich wurde von der jungen Frau informiert, daß Du nötig bist. Große Aufregung vorher. Untersuchungen. Sorgen. Die Diagnose ein sich vergrößerndes Loch mitten im Herz. Was soll ich dazu sagen? Da die junge Frau zum Zeitpunkt der Diagnose unter diversen Formen von Beziehungsunannehmlichkeiten litt, eröffnete ich wieder mein für mich persönlich beliebtes Spiel Symbolmemorie. Bildkarte eins: Loch im Herz, hm, wo ist Bildkarte zwei? Ah ha, ein kleiner fetter Engel, zierlichen Bogen in der Hand, Füßchen abgestemmt am Herzen, die andere Hand zieht mit großer Anstrengung einen sinnlos verschossenen Pfeil aus dem selbigen. Liebe Menschlein, wie soll es anders zu Löchern im Herzen kommen? So, also zur Vorbereitung auf Dich wurde die junge Frau von der Chemie präpariert. Nicht das das Herz vor Aufregung kollabiert und man sich den Spaß mit Dir dann sowieso abschminken kann. Sie nannte es "Leck-mich-am-Arsch-Pillen". Das Hirn bekommt dabei scheinbar einen Knock-Out-Haken, aber der Leib lebt noch und es ist ihm möglich sich zu bewegen. Sie wurde in den Saal geführt, der nicht wohltemperiert war. Kacheln an Boden und Wänden. Das putzt sich leichter. Die sehr moderne Ausstattung beinhaltete einen sehr großen Bildschirm, auf dem sich Dein Vorgang im Inneren verfolgen ließ. Die Operateure waren in Montur, die Gehilfen ebenso. In der Ecke machte sich ein kleiner Borkenkäfer bereit. Er sollte den Hauptteil Deiner verantworten. Nach ein paar lockernden und aufwärmenden Kniebeugen bestieg der Borkenkäfer einen reizenden Schwimmanzug und überprüfte die Geräte, die ihm bei der Beatmung behilflich sein sollten. Eine winzig kleine Maske aus Glas beschirmte breits seine Augen. Die junge Frau wurde auf ein metallenes Bett gelegt. Gleichgültig ließ sie sich die Leiste aufschlitzen. Der Schmerz blieb dank Chemie aus, aber ein Interesse stellte sich ein. Sie beobachtete den Bildschirm. Der Borkenkäfer hub an und sprang in den Leistenschlitz. Im Gepäck einen langen Schlauch mit Kamera und einem Schirm. Kein Regenschirm, der wäre zu groß gewesen. Selbst ein Knirps. Eher ein Eisschirmchen, wie man sie auf bestückten Bechern im Sommer findet. Ziel war es den Schirm zum Herzen zu transportieren, durch das Loch von innen nach außen zu stecken, aufzuspannen. Dann sollte Gras über die ganze Lochgeschichte wachsen. Nein. Quatsch. Gewebe. So ein bißchen wie Fahrrad flicken. Der Borkenkäfer im Schwimmanzug wählte den Weg über eine Hauptschlagader, die vom Herzen in die Beine führt und zurück. Eine Blutautobahn. Er schwamm mit der Strömung. Kreisläufig. Die junge Frau beobachtete unterdes gespannt den Vorgang. Ein Bewegungsdrang stellte sich ein und sie wollte herumspazieren, was die Operateure aber untersagten. Ist ja auch nicht ungefährlich. Ich möchte kurz einwerfen, das ich vermute, daß Operateure in ihrer Karriere gescheiterte Eiskunstläufer sind. Wie sonst könnten sie sich bewegen auf gekacheltem Boden mit Gummischuhen an den Füssen und auf dem Boden ist oft Flüssigkeit? Als der Schirm sein Ziel erreichte gab es ein großes Hallo. Und eine Überraschung. Der Schirm passte nicht ins Loch. Vermessen hatten sie sich. Vermessen! Das Loch zu klein. Du warst gar nicht nötig. Kommando zurück. Der Borkenkäfer fand den Ausstieg, lieferte die Gerätschaft ab. Wohlbehalten. Ging duschen. Die junge Frau wurde zugenäht. Die Chemie im Blut ausgeschlafen. Warum das Loch plötzlich doch klein war? Hatten sich die Studierten vermessen? Lag es an der Freundlichkeit der umgebenden Menschlein ? Hatte die junge Frau eine Wunderheilung ereilt? Sie lebt und ich sehe sie oft und sie ist mopsfidel. Wir wissen es nicht. Tatsache ist, daß ein Herz wohl doch die Fähigkeit zur Heilung hat. Löchern und Brüchen trotzend.

Get well soon,

Deine JellyBean

Donnerstag, 13. August 2009

Fashionvictim? Weg vom Stoff!


Lieber Shoppingstopper,

ich liebkose Dich und bin stolz. Wie eine Mutter. Schließlich habe ich Dich geboren. Gestern. Funkelneu. Ständig muß ich an Dich denken. Du bist die Rettung aller Frauen, die am Stoff hängen. Du bist eine Wohltat für den Geldbeutel. Du bist unser Erlöser. Und ich habe Dich erschaffen.

Vision: Ich stehe auf einem Sockel, die Brust geschwellt um eine Körbchengröße, mehrere nackte Jungmänner tanzen um mich...

Ich habe die Rettung der Welt erfunden! Dich: Den Shoppingstopper! Die Idee ist ungefähr so genial, wie die Geschäftsidee einer Freundin vor ein paar Jahrhunderten von "Rent a drunken child". Bierlaunig war der Abend, die Nacht. Gelacht. Kostengünstige Heimfahrt? Nicht mit Blut im Alkohol. Dann die Idee: "Rent a drunken child". Das "drunken child" wird ins Auto gepackt, Pustkontrolle, Hinweis das Gerät sei kaputt, der Beweis sei auf der Rückbank zu finden, das "drunken child" pustet und ... das gibt es ja gar nicht! Ein betrunkenes Kind! Darum: Das Gerät ist kaputt und die Fahrt kann in ungehinderten Schlangenlinien weitergehen. Ja, ja, die Idee war ebenso besoffen wie ich damals. Und wurde natürlich nicht in die Tat umgesetzt. Aber der Shoppingstopper befreit uns alle! Alle Frauen, die auf der Suche nach einem Surrogat, einem Hormonkick, einer Freude im Leben, einer raschen Bedürfnisbefriedigung durch die Einkaufsstrassen dieser Welt wanken. Mit verklärtem Blick die quietschbunten, todeshippen, wohlfühlversprechenden Stoffauslagen betrachten, die unserer Haut, unseren Adern Glück verheißen. Schneller, guter Stoff: H&M, verschämter Stoff: C&A, schickilady Stoff: ZARA, ohmeingott Stoff: LUDWIG BECK, herzinfarkt Stoff: italienische Designer. Und was bist Du jetzt, mein lieber, schnufftiger Shoppingstopper? Ein miese Laune bist Du. Ein Spassverderber. Ein verzogener Mundwinkel. Eine gezückte Augenbraue. Ein geringschätziger Blick. Eine miesmuschelige Weinbergschnecke, die den synaptischen Spalt blockiert, eine rasante Fahrt auf der Autobahn des Glücks unmöglich macht. Geistige Umnachtung brichst Du aus den Adern, reinigst das Blut. Nichts ist pragmatischer und sparsamer als Du.
Da war es gehangen, das T-Shirt. Wunderhübschwitzig anzusehen. Versehen mit einem Preis über den ich hier nicht sprechen möchte. Der Preis erforderte auf jeden Fall einen Tag Überlegung. Nächster Tag. Begleitung: Eine nette Freundin mit bis dato ungeoutetem Shoppingstopperpotential. Das T-Shirt. Mein Blick verschwommen. In Liebe getränkt. Meine Begleitung wirft einen Blick auf mich, das T-Shirt, stellt eine alles vernichtende Frage: "Ist das für so, oder willst du das anziehen?" In Bruchteilen einer Sekunde wurde mein Sehen klar wie Eis. Das T-Shirt ein überteuerter, gewöhnlicher Fetzen. T-Shirt hängt noch da, ich bin ohne Stoff. Habe leichte Entzugserscheinungen im betreuten Gespräch mit meiner Shoppingstopperin überstanden. Bin reich geblieben. Lebe noch. Mädels darum: Schafft euch einen Shoppingstopper an! Da ich die Idee lukrativ finde, Dich zu vermieten mein geldsparender Shoppingstopper, rufe ich hiermit alle Menschlein auf sich bei mir zu melden die,

a) vermietet werden wollen,
b) pragmatisch sind,
c) nicht am Stoff hängen,
d) freudvolle Momente mit bösartigen Sätzen zerstören können,
e) sich im Zucken von nur einer Augenbraue verstehen,
f) im Angesicht von zerbrochenem Glück einen unschuldigen Blick haben.

Freue mich über zahlreiche Zuschriften.

Danke,

Deine Jellybean

Sonntag, 14. Juni 2009

Im Tal von Eden


Lieber Isarstrand,

was bist Du herrlich! Der Worte nicht genug Dich zu lobpreisen! Hurra, hurra wir liegen wieder!

Durch meine Adern stömen Endorphine, Vitamine! Glücksspendende Hormone in Gedanken Deiner. Um der Freude auf Dich gerecht zu werden habe ich mir erlaubt, ein kleines Gedicht zu verfassen.

Achtung, hier kommt Dein Gedicht:

Ich werde heute braun gemacht,
von der Sonne angelacht.

Hautkrebs fördern tut so gut,
dazu gehört gar nicht viel Mut.

Erste Hautschicht abgewetzt,
sich krebsrot mit Grillwürsten zusammengesetzt.

Wogende Busen, schlenkernde Glieder,
ach, zu sehen so viel,
und alle singen frohe Lieder.

Wir winken freundlich dem Himmel zu,
blaue Wolken, 30 Grad Thermometer,
unsere Freude bist Du!

Die Isar plätschert dazu ganz fein,
wir kuscheln uns auf Deinem Kiesstrand gemütlich in Mulden ein.

Braun und knackig ist der Hit,
da machen alle Menschlein mit!

Was bleibt zu sagen?

Ich koooommmmeeee!

Deine JellyBean

Dienstag, 26. Mai 2009

Schizophren im Glück?


Liebe Gedanken,

ich hab da mal über Euch nachgedacht. Weil, ich kann da einiges nicht so stehen lassen und einiges steht da so. Ihr seid täglich bei mir. In mir, um mich. Schaut durch kleine, in meinem Fall grüne, Fenster in die Welt und erklärt mir diesselbige mittels Synapsenverbindungen. Viel schneller als DSL. Aber ist das so? Erklärt Ihr mir mein Leben und alles drumherum wirklich? Oder verklärt Ihr? Ich bin mir da nicht so sicher. Eine Freundin meinte vor kurzem zu mir, ich solle mir nicht soviele Gedanken machen. Gut, meinte ich und beschrieb in blumiger Ausführung, wie ich Euch zukünftig unterbinden werde. Und war schon wieder eine Teil Eures Reigen. Die Freundin war höflich und gähnte nicht am anderen Ende der Telefonleitung. Ist das wirklich so? Mache ich mir zuviele Gedanken? Seid Ihr so zahlreich in mir vertreten? Ihr seid unverschämt. Ich habe Euch eine, ein paar Fragen gestellt und Ihr lächelt verklärt, fasst Euch an den Händen und tanzt im Kreis. Lalalalala... na dann. Versuch neu: Sind wir lieben Menschlein in der westlichen Hemisphäre alle Hirnwichser? Gibt es noch andere kopfschwere Menschlein da draußen? Wo sind sie? Sehnen sie sich auch manchmal nach Blumenwiese im Kopf? Oder warum sonst haben die östlichen Entspannungsmethoden, Meditationen undundund so einen Zulauf? Es ist ja nicht so das ich mich nicht damit beschäftigen würde. Ihr tanzt im Kreis, fasst Euch an den Händen und hebt manierlich im Takt ein Beinchen dazu... lalalalala... Was soll das jetzt? Ist das eine Anspielung? Ja, gut. Ich habe mich mit Euch beschäftigt. Problembewältigung, Energiefluß, laufen lassen... Ja und ich habe auch, mit ENTSETZEN, gelesen, in einem Feng Shui Buch, daß es energetisch wahnsinnig ungünstig ist Bücher im Schlafzimmer zu haben. Schon wieder die östlichen. Warum? Weil die Bücher halt die Energie ziehen und man (ich in dem Fall) sich zuviele Gedanken macht über alles halt. Die Liebe und das Liebesleben und so. Anstatt es oder etwas einfach zu tun. Und so weiter und so fort. Blöd ist nur, daß in meinem Schlafzimmer ein 2x2 m großes Bücherregal steht. Das ist voll. Ich würde sagen zum Teil doppelreihig. Neben meinem Bett. Kann das Entsetzten größer sein? Ich bin eine Theoretikerin. Ist mein Fall hoffnungslos? Warum lacht Ihr jetzt so unverschämt? Und was soll jetzt der Sprung ins Wasser? Ihr seid ja schon wieder am tanzen! Wasserballett! Wo ist Ester Williams? Ich versteh' schon. Wasser... Assoziation... Gefühl! Ich sollte mehr auf mein Bauchgefühl hören! Ja, da habt Ihr recht. Sollte ich. Tu ich aber nicht, weil Ihr mir immer, und ich meine hier wirklich immer (!), dazwischen funkt. Okay, ein bißchen hat sich unser Verhältnis schon gebessert. Ich habe Euch von der Rettung der Welt abgezogen. Oh je. Die Rettung der Welt. Pathologisch? Narzissmus? Zuviele Bücher um mich? Zuviele von Euch festgehalten auf Papier. Und ich gebe es zu und ich stehe zu meinen Büchern! Da steht ganz viel drin! Und wenn die Welt um mich wackelt dann gibt es immer ein Buch, welches das Wackeln erklärt und die Welt ist wieder stabil. Hochwahrscheinlich bin ich als Bücherkind auf die Welt gekommen. Ich denke gerade, ob das mit den Büchern nicht auch irgendwie eine unselige Leidenschaft ist? Ich muß mir Spott gefallen lassen darum. "Hoho, da liest die Jellybean wohl erst einmal ein Buch dazu." Aussage mein Vorgesetzter. Tja was wollte ich jetzt eigentlich mit Euch? Ich bin abgeschweift. Hab mir von Eurem Strom schon wieder mitreißen lassen. Eigentlich wollte ich Euch sagen, daß ich Euch mag. Auch Eure Tänze. Die sind manchmal wirklich lustig. Ich werde naturstoned dadurch. Aber ich versaue mir auch so einiges Leichte, wenn ich mich Eurer Macht hingebe. Mein Bauchgefühl ignoriere ich dabei. Das arme Ding. Obwohl mich das nie betrogen hat. "Hab ich nicht, hab ich nicht", murmelt da was in Darmhöhe. Nun gut, ich bin ja ständig an der Weiterentwicklung meines Selbst interessiert. Und gestern, gestern hab ich Euch ausgetrickst! Ätsch! Da war nämlich mein Bauchgefühl schneller und das meinte:"Los mach! Is gut!" Und als ich los mach mußtet Ihr schon wieder losplaudern! Aber das Gute, daß war schon unaufhaltsam im anrollen! Und es war dann wirklich gut. Und leicht und hat mir Glück beschert. Mindestens einen ganzen Tag lang. Was bin ich stolz auf mich! Hirnlos hat sich nicht schlecht angefühlt. Vielleicht sollte ich öfter die Seele baumeln lassen? Oder den Kopf? Oder die Gedanken? Oder, oder...? Und schon wieder schnattert Ihr in mein Glück hinein! Ich steck den Kopf in den Sand! Pause. Und Ruhe.

Ich denk an Euch.

Eure Jellybean

Sonntag, 1. Februar 2009

Rache an Schnuffi


Liebe Mütze,

ja, ich gestehe: Ich bin verliebt in Dich! Es war sozusagen Liebe auf den ersten Blick. Das bin ich nicht gewohnt. Ist mir erst einmal passiert und nun ein weiteres mit Dir. Du zierst mein Haupt. Passt nahezu angegossen. Dein Flausch wärmt mich, meine Ohren und schirmt allzu laute Laute ab. Durch Dich wird die Welt eine stille Schneeflocke um mich herum. Ist nicht immer von Vorteil, gut, wenn der Gesprächspartner neben mir, manchmal ein Wort, einen Satz wiederholen muß, weil der Klang der Stimme mein Ohr durch Dein weiches Dicht nicht gänzlich erreicht. Aber wie in jeder Liebesbeziehung ist hier auch ein Abstrich zu machen. Allerdings nur ein kleiner und der ist zu verschmerzen. Die Beziehung zu Dir ist nahezu perfekt zu nennen. Schön, werden die Menschlein jetzt sagen, freu dich doch eine so runde, tolle Liebesgeschichte zu erfahren. Tu' ich auch. Ich freu mich und das jeden Tag an dem ich mit Dir durch die Welt marschiere. Es gibt nur einen, einen einzigen Wermutstropfen, der das Ganze, unsere große Liebe, ein wenig trüb. Eine Sache, die ich noch nicht in Gänze verdaut habe und mir manchmal ein schlechtes Gewissen macht: Du bist politisch völlig unkorrekt! Ich werde jetzt hier gestehen und mein Gewissen reinwaschen und das Unkorrekte zu erklären, korrigieren versuchen.

Meine liebste, allerliebste Mütze, mein Problem: Du bist echt! Zu einem drittel. Einem viertel... wenigstens einem achtel. Oh je, jetzt werden sich Millionen von treuen Lesermenschlein hier verabschieden, den Rücken werden sie diesem Blog zuwenden. Ich bin eine Tiermörderin, eine Pelzträgerin, ein Monster!!!
"Willst du jetzt mit mir Schluß machen?", fragst Du. Nein, das möchte ich nicht. Natürlich nicht. Dafür bist Du zu sehr ein Teil von mir. Mit mir, meinem Haupt verwoben. Was ich aber schon möchte ist Stellung beziehen. Eine Erklärung abgeben. Mich rechtfertigen. Entschuldigen bei den Hasen. Herrgott, einfach sagen warum Du und keine andere. Warum Du, wo Du soviel verkörperst was mir widerstrebt. Gut... wie haben wir uns kennengelernt?

Es war ein wunderbarer Abend. Glühweinschwer. Kalt. Eiskristallklar. Ich auf der Suche nach einem warmen Stück Mütze, geschaffen für mein Köpfelein. Bedingung: Gutaussehend, modisch, ein bisschen extra. Nichts gefunden. Lange nichts. Schnupfen gehabt darum. Dann der besagte Abend. Die Mutter und die Schwester in meiner Begleitung. Gemeinsam durchforsteten wir einen großen Weihnachtsbazar. Da war er: Der Stand der Mützen! Ich wähnte mich im Paradies. Hatte auch schon ein sportliches Exemplar in rot in die sehr, sehr enge Auswahl genommen. Die Mutter betonte wie toll das Exemplar sei und sagte sie wäre bereit, mir eine Mütze meiner Wahl unter den Christbaum zu legen. Ich dankte artig und ließ meinen Blick ein letztes Mal durch den Hain von Kopfbedeckungen schweifen. Dann sah ich Dich. Mein Herz setzt einen kleinen Klopfer lang aus. Schüchtern hingst Du ganz unten an einem etwas abseits stehenden Ständer. Du, mein Traum in brombeere. Das sportliche Exemplar in rot war sofort vergessen. Dich setzte ich auf mein Haar. Dich schloss ich in mein Herz. Die, die soll es sein liebe Mutter! Die Mutter erblasste. "Ui neui, isch die echt? Ui des isch a echte! Was echts kofat mir neda!" Die Schwester grinste breit. Ihr gekonnter Schwesternblick machte ihr gewiss, daß ich zu keinerlei Diskussion bereit stand.
"Mims", sagte ich zur Mutter, "das ist meine Rache an Schnuffi." Die Mutter verstummte. Wußte diesem Argument nichts entgegenzusetzen. Die Mutter schloß den Handel mit der Mützenstandinhaberin und unterm Weihnachtsbaum da lagst Du dann und warst fortan mein. Und was war mit Schnuffi?

Schnuffi war ein durchaus rapiad zu nennendes Karnickel. Und er hasste mich. Schnuffi war rothaarig. Bis zu seiner Karnickelpubertät auch wirklich freundlich. Und dann machte er Jagd auf mich. Nur auf mich. Narben können dies beweisen. Meiner Meinung nach war er einfach nur eifersüchtig. Sein Karnickelbruder Alfi war mir nämlich allerliebst zugetan. Und Schnuffi war Alfi in tiefer Bruderliebe innigst ergeben. Die beiden führten ein hervorragendes Karnickelleben. Täglicher freier Auslauf in unserem Garten. Nicht in einem doofen Gehege. Im ganzen Garten!!! Nach Schnuffis Karnickelpubertät war der Garten für mich allerdings tabu. Oder nur noch mit Gummistiefeln betretbar. Schnuffi verbiss sich in meinen Beinen, in meinen Händen beim Karotte geben, an meinen Armen. Einmal sprang er mir sogar ins Gesicht als ich Alfi auf dem Arm hielt. Ich möchte hier ausdrücklich betonen, daß ich Schnuffi nie, NIEMALS auch nur irgendetwas zuleide getan habe. Nicht geschubst oder blöd angeredet. Gar nicht. Er hasste mich einfach. Und liebte meine Mutter. Die mußte immer das verbissene Karnickel von mir lösen. Schnuffi und Alfi starben nach etwa elfjährigem, glücklichem Hasenleben eines natürlichen Todes. Erst Alfi, ihm folgte Schnuffi. Beide wurden in allen Ehren bestattet.
Schnuffis bösartige Attacken konnte ich allerdings nie wirklich verarbeiten. Eine gewisse Scheu vor Karnickeln habe ich heute noch. Aber ich habe überlebt!

Diesen Triumph trage ich heute stolz auf meinem Kopf. Den ersten und einzigen Pelz in meinem Leben. Ich mag Tiere nämlich sehr.

Es ist wie es ist: Rache an Schnuffi!

Aber Liebe ist auch dabei,

Deine JellyBean


Montag, 19. Januar 2009

Geklärt abheben


Liebe Motivation,

Du bist zurück. Wer hätte das noch zu glauben vermocht? Du sitzt vor mir am Küchentisch und tunkst ein Croissant in Deinen Milchkaffee. Der Küchentisch... der ist geblieben. Aber ansonsten hat sich schon viel verändert. Seit Du weggegangen bist. Und jetzt bist Du wieder da. "Hmmm", sagst Du und schmatzt dabei ein wenig. Du siehst glücklich aus. Aber dünn bist Du geworden. "Das wird schon wieder", nuschelst Du und bohrst Croissantmatsche aus Deinen Zähnen.

Du hattest mich ganz schön allein gelassen damals. Du und die ganze andere Blase. Im Endeffekt galt es nur, das alte Jahr noch irgendwie rumzubringen und sich auf den Wechsel zu freuen. Jahreswechsel. Nicht Klimakterium.
Wann bist Du eigentlich wiedergekommen? Ich muß nachdenken. "Kurz nach Neujahr". Stimmt. Es war sehr früh gewesen. Sehr sehr früh am Tag. An Frühstück war um diese Uhrzeit noch nicht zu denken. Es gibt so Morgende, da wach ich auf und sehe den Wecker an. So früh, daß selbst der Wecker noch keinen Bock zum wecken hat. Ich lieg dann da und weiß, daß trotzdem alles draußen noch vor dem Dunkelblau ist, kein Schlaf mehr kommen wird. Bevor ich mich dann langweile, steh ich auf. Ich mache einen Kaffee und steh am Fenster und schau in die morgendliche Nacht hinaus. Und als ich da so stand, merkte ich, daß außer mir noch jemand wach war. Im Häuserblock schräg gegenüber. Nah genug um zu sehen, zu weit entfernt um dem Wachen ein Gesicht zu geben. Sein Fenster hat keine Vorhänge. Meines auch nicht. Er saß da und war nur vom Licht des Computerbildschirmes beschienen. In dem Moment hatte ich das Gefühl, etwas zu vermissen. "Das war sozusagen mein Sprungbrett, ich hab die erste Sprosse erwischt". Was für ein Sprungbrett? Wo bist Du überhaupt gewesen? "Im Keller". Du lehnst Dich zurück und rülpst. "Ich war im Keller. Ein guter Ort um grundsätzliches zu klären. Blöderweise ging dann da irgendwie das Licht aus und ich hab die Leiter nach oben nicht mehr erwischt. Da hockten wir dann so rum im Dunkeln, die Kameraden und ich. Solange bis halt ein Funke das Ganze ein wenig hell gemacht hat und ich dann eben die erste Sprosse nach oben erwischen konnte." Willst Du mir jetzt damit sagen, daß ich Schuld bin, daß Ihr im Keller ohne Licht rumgammeln mußtet? "Nee, aber alles braucht einen Funken. Wie im Kachelofen. Das Papier braucht einen Funken um zu brennen und das Feuer Luft zum atmen. Wenn Du auf kalte Asche ein Brikette wirfts passiert trotzdem nix mehr." Kachelofen, kalte Asche... ich glaub das ist mir jetzt zu hoch. Oder zuviel. "Macht nix." Ja und nun? Wie weiter? "Na grundsätzliches wäre geklärt, auf zu neuen Höhenflügen. Paßt oder?"

Paßt. Hauptsache Du bist wieder da.

Freut mich,

Deine Jellybean