Montag, 19. Januar 2009

Geklärt abheben


Liebe Motivation,

Du bist zurück. Wer hätte das noch zu glauben vermocht? Du sitzt vor mir am Küchentisch und tunkst ein Croissant in Deinen Milchkaffee. Der Küchentisch... der ist geblieben. Aber ansonsten hat sich schon viel verändert. Seit Du weggegangen bist. Und jetzt bist Du wieder da. "Hmmm", sagst Du und schmatzt dabei ein wenig. Du siehst glücklich aus. Aber dünn bist Du geworden. "Das wird schon wieder", nuschelst Du und bohrst Croissantmatsche aus Deinen Zähnen.

Du hattest mich ganz schön allein gelassen damals. Du und die ganze andere Blase. Im Endeffekt galt es nur, das alte Jahr noch irgendwie rumzubringen und sich auf den Wechsel zu freuen. Jahreswechsel. Nicht Klimakterium.
Wann bist Du eigentlich wiedergekommen? Ich muß nachdenken. "Kurz nach Neujahr". Stimmt. Es war sehr früh gewesen. Sehr sehr früh am Tag. An Frühstück war um diese Uhrzeit noch nicht zu denken. Es gibt so Morgende, da wach ich auf und sehe den Wecker an. So früh, daß selbst der Wecker noch keinen Bock zum wecken hat. Ich lieg dann da und weiß, daß trotzdem alles draußen noch vor dem Dunkelblau ist, kein Schlaf mehr kommen wird. Bevor ich mich dann langweile, steh ich auf. Ich mache einen Kaffee und steh am Fenster und schau in die morgendliche Nacht hinaus. Und als ich da so stand, merkte ich, daß außer mir noch jemand wach war. Im Häuserblock schräg gegenüber. Nah genug um zu sehen, zu weit entfernt um dem Wachen ein Gesicht zu geben. Sein Fenster hat keine Vorhänge. Meines auch nicht. Er saß da und war nur vom Licht des Computerbildschirmes beschienen. In dem Moment hatte ich das Gefühl, etwas zu vermissen. "Das war sozusagen mein Sprungbrett, ich hab die erste Sprosse erwischt". Was für ein Sprungbrett? Wo bist Du überhaupt gewesen? "Im Keller". Du lehnst Dich zurück und rülpst. "Ich war im Keller. Ein guter Ort um grundsätzliches zu klären. Blöderweise ging dann da irgendwie das Licht aus und ich hab die Leiter nach oben nicht mehr erwischt. Da hockten wir dann so rum im Dunkeln, die Kameraden und ich. Solange bis halt ein Funke das Ganze ein wenig hell gemacht hat und ich dann eben die erste Sprosse nach oben erwischen konnte." Willst Du mir jetzt damit sagen, daß ich Schuld bin, daß Ihr im Keller ohne Licht rumgammeln mußtet? "Nee, aber alles braucht einen Funken. Wie im Kachelofen. Das Papier braucht einen Funken um zu brennen und das Feuer Luft zum atmen. Wenn Du auf kalte Asche ein Brikette wirfts passiert trotzdem nix mehr." Kachelofen, kalte Asche... ich glaub das ist mir jetzt zu hoch. Oder zuviel. "Macht nix." Ja und nun? Wie weiter? "Na grundsätzliches wäre geklärt, auf zu neuen Höhenflügen. Paßt oder?"

Paßt. Hauptsache Du bist wieder da.

Freut mich,

Deine Jellybean