Donnerstag, 13. August 2009

Fashionvictim? Weg vom Stoff!


Lieber Shoppingstopper,

ich liebkose Dich und bin stolz. Wie eine Mutter. Schließlich habe ich Dich geboren. Gestern. Funkelneu. Ständig muß ich an Dich denken. Du bist die Rettung aller Frauen, die am Stoff hängen. Du bist eine Wohltat für den Geldbeutel. Du bist unser Erlöser. Und ich habe Dich erschaffen.

Vision: Ich stehe auf einem Sockel, die Brust geschwellt um eine Körbchengröße, mehrere nackte Jungmänner tanzen um mich...

Ich habe die Rettung der Welt erfunden! Dich: Den Shoppingstopper! Die Idee ist ungefähr so genial, wie die Geschäftsidee einer Freundin vor ein paar Jahrhunderten von "Rent a drunken child". Bierlaunig war der Abend, die Nacht. Gelacht. Kostengünstige Heimfahrt? Nicht mit Blut im Alkohol. Dann die Idee: "Rent a drunken child". Das "drunken child" wird ins Auto gepackt, Pustkontrolle, Hinweis das Gerät sei kaputt, der Beweis sei auf der Rückbank zu finden, das "drunken child" pustet und ... das gibt es ja gar nicht! Ein betrunkenes Kind! Darum: Das Gerät ist kaputt und die Fahrt kann in ungehinderten Schlangenlinien weitergehen. Ja, ja, die Idee war ebenso besoffen wie ich damals. Und wurde natürlich nicht in die Tat umgesetzt. Aber der Shoppingstopper befreit uns alle! Alle Frauen, die auf der Suche nach einem Surrogat, einem Hormonkick, einer Freude im Leben, einer raschen Bedürfnisbefriedigung durch die Einkaufsstrassen dieser Welt wanken. Mit verklärtem Blick die quietschbunten, todeshippen, wohlfühlversprechenden Stoffauslagen betrachten, die unserer Haut, unseren Adern Glück verheißen. Schneller, guter Stoff: H&M, verschämter Stoff: C&A, schickilady Stoff: ZARA, ohmeingott Stoff: LUDWIG BECK, herzinfarkt Stoff: italienische Designer. Und was bist Du jetzt, mein lieber, schnufftiger Shoppingstopper? Ein miese Laune bist Du. Ein Spassverderber. Ein verzogener Mundwinkel. Eine gezückte Augenbraue. Ein geringschätziger Blick. Eine miesmuschelige Weinbergschnecke, die den synaptischen Spalt blockiert, eine rasante Fahrt auf der Autobahn des Glücks unmöglich macht. Geistige Umnachtung brichst Du aus den Adern, reinigst das Blut. Nichts ist pragmatischer und sparsamer als Du.
Da war es gehangen, das T-Shirt. Wunderhübschwitzig anzusehen. Versehen mit einem Preis über den ich hier nicht sprechen möchte. Der Preis erforderte auf jeden Fall einen Tag Überlegung. Nächster Tag. Begleitung: Eine nette Freundin mit bis dato ungeoutetem Shoppingstopperpotential. Das T-Shirt. Mein Blick verschwommen. In Liebe getränkt. Meine Begleitung wirft einen Blick auf mich, das T-Shirt, stellt eine alles vernichtende Frage: "Ist das für so, oder willst du das anziehen?" In Bruchteilen einer Sekunde wurde mein Sehen klar wie Eis. Das T-Shirt ein überteuerter, gewöhnlicher Fetzen. T-Shirt hängt noch da, ich bin ohne Stoff. Habe leichte Entzugserscheinungen im betreuten Gespräch mit meiner Shoppingstopperin überstanden. Bin reich geblieben. Lebe noch. Mädels darum: Schafft euch einen Shoppingstopper an! Da ich die Idee lukrativ finde, Dich zu vermieten mein geldsparender Shoppingstopper, rufe ich hiermit alle Menschlein auf sich bei mir zu melden die,

a) vermietet werden wollen,
b) pragmatisch sind,
c) nicht am Stoff hängen,
d) freudvolle Momente mit bösartigen Sätzen zerstören können,
e) sich im Zucken von nur einer Augenbraue verstehen,
f) im Angesicht von zerbrochenem Glück einen unschuldigen Blick haben.

Freue mich über zahlreiche Zuschriften.

Danke,

Deine Jellybean