Montag, 1. März 2010

Dünnes Eis oder die Kunst zu Laufen


Liebes Vertrauen,

nach dem alten Friedrich Güll in freier Interpretation diverse Gedanken zu Dir.

Vom Mägdlein auf dem Eis
Gefroren hat es heuer
noch gar kein festes Eis;
das Mägdlein steht am Weiher
und spricht so zu sich leis:
Ich will es einmal wagen,
das Eis, es muss doch tragen.-
Wer weiß?

Sag' ich: Tut es nicht. Auf dünnes Eis sollte sich keiner wagen, außer er ist geringfügig malad in der Birne. Was gedenkt sie zu erlangen? Ungefestigtes ist mir recht ungeheuer und führte bislang nur zu halbgarem Kasperletheater. Liegt das Problem bei mir? Fehlt es mir an Vertrauen? Na ja na gut. Hochwahrscheinlich ja. Ich bin nicht so waaaaahnsinnig mit Dir befreundet. Eventuell liegt es am eingehenden Studim der menschlichen Psyche. Selten verwundert mich die Dünnhäutigkeit der Seele. Meine eingeschlossen. Ich gehe nicht davon aus auf diesem Planeten einen zu treffen ohne Lindblattstelle. Heilen Lindblattstellen? Ich weiß es nicht. Um das ganze abzukürzen: Meiner Meinung nach im Resümee, dumme Idee, daß mit dem dünnen Eis.

Das Mägdlein stampft und hacket
mit ihrem Stiefelein,
das Eis auf einmal knacket,
und Krach! Schon brichts hinein.
Das Mägdlein platscht und krabbelt
als wie ein Krebs und zappelt
mit Schreien.

Schreien tun sie alle. Wenn die Milch verschüttet ist. Der Krug zu Bruch. Alles im Eimer. Aber vorher ordentlich provozieren. Latscht wie ein Elefant über dünnes Eis und dann ist das Geschrei groß. Ja so was dummes, hau ich drauf und sauf ab! Wie konnte denn das passieren? Lehn ich mich mal entspannt zurück und widme mich einem Bier. Hab ich es nicht gesagt? Dünnes Eis isch et gut. Ich persönlich wäre da mal vorsichtiger gewesen. Wo, Herrgott, liegt der Sinn darin verborgen auf noch Unstabiles einzuklopfen? Das ist eine Frage und ich bin für eine Antwort wirklich dankbar, weil ich nämlich keine weiß. Beziehungsweise nur geringfügig und dann wären wir wieder bei der Psychonummer und die kann kein Mensch 24 Stunden durchziehen. Zumindest ich nicht. Verständnis hin und her. Irgendwann ischt zappenduschter.

O helft, ich muss versinken
in lauter Eis und Schnee!
O helft, ich muss ertrinken
im tiefen, tiefen See!
Wär nicht ein Mann gekommen,
der sich ein Herz genommen,
o weh!

Tja, da steh ich jetzt relativ mitleidsfrei davor und denke still bei mir: An der Kälte der Welt sind schon mehr verreckt. Wo sinkt sie denn hin die Gute? Zurück ins Urvertrauen? Du schaust mich jetzt an und suchst nach Worten... Du wirst langsam arbeitslos mein liebes Vertrauen... Aber da kommt ja zum Glück ein Retter. Kann die Alte in ihre kalte Gefühlswelt nicht absaufen sehen, erträgt es nicht und ergreift die Gelegenheit beim Schopf. Jeder Topf findet mal seinen Deckel. Alles klar. Aber auf welcher Basis?

Der packt es bei dem Schopfe
und zieht es dann heraus,
vom Fuß bis zu dem Kopfe
wie eine Wassermaus.
Das Mägdlein hat getropfet,
das Herz hat geklopfet
zu Haus.

Also wie schon gesagt, der Typ hat die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und ich gehe jetzt mal davon aus, daß die Göre ihm sehr dankbar dafür war. Stand unschön vor ihm, ganz bloß und naß... von Würde möchte ich hier nicht sprechen. Aber sie hatte einen Retter. Der hat Herzklopfen gemacht. Stellt sich somit die Frage: Muß ich mich auf dünnes Eis wagen um letztendlich Herzklopfen zu erlangen und DEN edlen Ritter kennenzulernen?
Ich weiß es nicht. Vielleicht mach ich auch alles falsch. Seh ich dünnes Eis trage ich keine Stiefel. Laufschuhe. Die sind geschnürt.

In diesem Sinne: Ich renn' dann mal los.

Deine JellyBean