Mittwoch, 9. Mai 2007

Alles im Eimer?


Allerliebste Höflichkeit,


so jetzt ist aber gut, jetzt kannst Du echt langsam wiederkommen. Keine Ahnung was damals vorgefallen ist, aber war es denn wirklich wirklich derart schlimm, daß Du der Menschheit solange nun schon den Rücken kehren musst?

Ich kann mich erinnern, es muss irgendwann, schon Zeiten her, am frühen Abend gewesen sein. Der Himmel war purpurfarben. Damals hörte ich von sehr weit her, ich war gerade in ein Buch vertieft, eine Türe rumsen. Wenige Augenblicke später vernahm ich, wie die Rädchen Deines kleinen Koffers auf Rollen über das Pflaster im Hof schnatterten. Vorneweg Dein energischer Schritt. Ja, ich erinnere mich. Das musst Du gewesen sein. Das Letzte was ich von Dir hörte, war das eifrige Geplauder Deiner Kofferrädchen und das Aufplatschen Deiner Füsse. Beides mit einem Hall unterlegt. Demnach hast Du damals wohl gerade die Hofeinfahrt passiert. Danach alles still.

Weißt Du, Dein Schritt ist unverkennbar. Aus hunderten würde ich ihn heraushören. Niemand geht mit derartigen Geräuschen. Du hast einfach riesiggrosse Patschfüsse. Ein Staatsakt ist das immer mit Dir Schuhe zu kaufen. Puh.

Schuhe gekauft zu haben. Gewesen zu sein. Du bist ja nicht mehr. Nicht mehr da. Wo bist Du? Im Urlaub? Die Höflichkeit im brasilianischen Badedress am Strand von Mallorca... Gut ich gebe zu: Meine Vorstellungskraft übersteigt das jetzt ein wenig... aber warum nicht? Oder hast Du Dich nach Amerika verschifft? Bist womöglich gerade auf dem Highway unterwegs. In einem grossen roten Oben-ohne-Auto mit gigantischen Heckflossen. Verspiegelte Sonnenbrille auf der Nase und Fahrtwind im Haar... Amerika könnte Dir gut zu Gesichte stehen... obwohl... Wo bist Du? Österreich, Italien, Schweiz... Afrika... Skandinavien? Ein "HUHU" an die Höflichkeit!

...

Japan! Ich weiß es! Du bist in Japan! Bestimmt! Weil da ist doch noch soviel Tradition und Harakiri und Lächeln und Nett und so. Hm, warum schreibst Du nicht? Vielleicht halten die Japaner Dich gefangen. Gefangen, damit sie Dich ganz für sich alleine haben. Ha, das wird es sein. Liebe Höflichkeit, das ist jetzt ein Aufruf, ein Verzweiflungsschrei, ein "AufKnienrutschendanDeinemHosenbeinhängend": Wenn die Japaner Dich nicht mit Gewalt und Fussketten mit Eisenkugeln dran festhalten, komm wieder! Komm heim!

Mach den gruseligen U-Bahnfahrten ein Ende, in denen feurigwilde Hengste breitbeinig, um ihre kokosnussgrossen Beuteltaschen zu präsentieren, auf Sitzen hocken und kleine Huzelomas wackelig daneben stehen müssen, weil die Beine der Hengste nur für breit, aber nicht zum Stehen geeignet sind.

Mach das niemand mehr von computerbetaschten Nerds gänzlich beinahe tot getrampelt wird, sondern die ihre ungelenken Glieder in den Griff kriegen.

Mach das schlecht pafümierte Arroganzen wenigstens ein "Verzeihung" über ihre rot geschminkten Lippen bekommen, wenn sie dich schon mit ihrem Bauchspeck auf Rolltreppe, Fussgängerzone, Gehweg undundund aufs Pflaster klatschen.

Mach das... ach, mach einfach alles wieder ein bisschen umgänglicher.

Komm heim, schnuppelige Höflichkeit. Die freundliche Geste schafft das alles nicht mehr allein.


Komm wieder, weil ich vermisse Dich.


Deine JellyBean

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

...und ich glaube doch, dass sie in Amerika ist - inkognito, außer Dienst!
Die "Aufmerksamkeit" begleitet sie und sie sitzen wie "Thelma und Louis" in ihrem roten Wagen. Wir sollen wohl einfach mal schauen, wie wir ohne sie zurecht kommen. Schlecht finde ich, aber andere vermissen sie gar nicht. Leider!

JellyBean hat gesagt…

... das mit Amerika kommt hin, ich habe eine Postkarte aus Dallas erhalten und das wo die Ewings so schlecht miteinander umgegangen sind... wo wird das enden?

Fragen fragt die JellyBean