Mittwoch, 19. Dezember 2007

Zwei Nüsse für Chriswald



Liebes Singeldasein,

ist es die Traurigkeit, die uns besinnlich macht?
Lange war ich ja nun nicht mehr am liebesbriefen. Hab wahrlich nicht mit der Pause geküsst. Mir andere Dinge einfallen lassen, mir die Zeit vertrieben, aber Du warst immer da: Das Singeldasein.

In der besinnlichen Vorweihnachtszeit saß ich nun auf der Couch, inmitten von Freunden und -innen. Ebenfalls alle mit Dir gesegnet. Auf der Leinwand vor uns der schönste Weihnachtsfilm, der je gedreht wurde, auch wenn die Kostüme allesamt an einen Kostümbildner auf Pilzen erinnerten. Selbstverständlich bekommt der Prinz die Prinzessin und das Böse geht baden. So ist das richtig. Natürlich gab es Komplikationen vorher, aber die Liebe siegt und hoch zu Ross wird in den aufgehenden Morgen geritten. Seufz.


Es liegt auf der Hand, daß im Anschluss eine Diskussion entbrannte über Paarungsverhalten und -schaften und was mit uns los sei. Waren oder sind wir, die da saßen falsch gepolt? Hochneurotisch? Häßlich? Riechen unangenehm und keiner hat es bislang gemerkt? Nicht wirklich waren diese Theorien der Weisheit letzter Schluß. Schließlich passt auf jeden Topf der richtige Deckel. Besingt zumindest eine alte Volksweisheit. Gegenseitig haben wir uns bestättigt, daß das Deo hält.

Immer mit einem offenen Auge für Lieblichkeiten beobachte ich den Niedergang der Paarung in meinem Umfeld schon länger. Eine starke Zunahme an Singeldasein ist zu vermerken. "Vielleicht weil ich so praktisch bin?", sagst Du. Praktisch bist Du nicht. Manchmal vielleicht. Manchmal aber auch nicht. "Vielleicht weil in Großstädten eine so starke Reizüberflutung an attraktivem Angebot herrscht?", philosophierst Du. Da kann ich abermals nicht mitgehen, mit Deiner Theorie. Eine Reizüberflutung eventuell für die Jungs, aber ganz gewiß nicht für die Mädchen. Die Erfahrung lehrte mich und nicht nur mich, diejenigen welchen, die wirklich schnuckelig sind, sind schon per Ring vom Markt geeist. Dann tabu. Diejenigen welchen, die halbschnuckelig sind und noch zur Diskussion stehen, weisen nach einiger intensiver Betrachtung Schäden im Lack auf. Und wir sprechen hier nicht von ein bißchen Kratzer im Lack, sondern von gut getarnten, schweren Unfallschäden, die in der Sonne betrachtet unübersehbar und nicht gesellschaftsfähig sind. Diejenigen welchen, die sich für schnuckelig halten, sind schlichtweg Erdnußsynapsen. Jedes Gespräch erstirbt in den Wortansätzen. Um ehrlich zu sein, glaube ich, daß es den Jungs nicht so viel besser geht im Falle echter Paarungswünsche.

"Das sind jetzt aber harte Worte, kein Wunder das Du mich hast", bemerkst Du. Fies jetzt. Bin ich wirklich so eine Zicke geworden? Auch schon singelverseucht und schrullig? Schwierig jetzt... ich weiß nicht. Die eine oder andere Schrulle ist da schon zu verzeichnen... Ich war ja auch mal gepaart. So ist das nicht. Und die Gründe, warum das nicht mehr so ist fallen mir sofort ein. Und schon entscheide ich mich wieder für Dich.

Singeldasein ist ja auch gut. Du hast mir unendlich viel gebracht. Viel gelernt und wir hatten eine Menge Spaß. Solchen, den ich jetzt gepaart nicht gehabt hätte. Außerdem heißt das ja auch nicht, daß man diverse Herzkammern nicht nicht vermieten könnte. Ich hab jemand zur Miete.

Trotzdem, Adventszeit mit romantischer Beleuchtung und Christkindlmarkt als Singel: Trainigslager. Mutig zu sein, der Traurigkeit ins Auge zu blicken und zu sagen: Was will ich wirklich? Und schon wird man besinnlich.

Hoffentlich bin ich Dich nächstes Jahr um diese Zeit los.
"Wenn Du so weiter machst, geh ich von allein!", empörst Du Dich.

Hoffentlich.

Schöne Weihnachten Euch allen, liebe Menschlein! ... und Dir natürlich auch.

Eure und Deine JellyBean

Freitag, 2. November 2007

Neulich bei Beate


Liebe Beate,


Du hast eine neue Boutique eröffnet. In einer meiner Lieblingsstrassen. Erstaunt war ich und begeistert. So ein ansprechendes Ambiente hatte ich Dir gar nicht zugetraut. Dennoch, die Schwelle Deine Ladentür zu durchschreiten schien mir angesichts meiner meterhohen Hemmungen unerklimmlich. Trotzdem studierte ich aufmerksam Deine Warenauslagen im Schaufenster. Sonnenbrillengetrant. Rätselnd stand ich da. Die Neugier hatte mich im Nacken gepackt. Ich widerstand ihr... vorerst.


Es trug sich zu das eine Freundin von mir Geburtstag hatte. Eine sehr sehr gute Freundin. So eine, vor der man keine Geheimnisse hat und die erst recht nicht nach Proseccogenuß am Küchentisch. Den Prosecco in der Regel am Abend. Weil wir nun schon zahlreiche Küchentischabende zusammen verbracht hatten und ebenso zahlreiche Geheimnisse ausgetauscht hatten und eben die Freundschaft schon so lang ist, gesellte sich zu den Gedanken über ein geeignetes Geburtstagsgeschenk eben auch die Frechheit.


Was schenkt man einer Freundin? Einer Freundin, die alles hat, sogar ein Kind und ein Auto und einen Job und eine Wohnung und einen guten Geschmack und tolle Klamotten und eigentlich auch genug zu essen? Nur einen Mann hat sie keinen. Dummerweise war der kurz vorm Geburtstag aus dem Leben geflogen. Schlechtes Timing.


So wollte es das Leben, daß ich da eben in dieser Geschenkeüberlegzeit wieder meine Lieblingsstrasse entlang ging und bei Dir landete. Liebe Beate, die Erleuchtung traf mich einen Meter vor Deiner Ladentür. Die Erleuchtung war leider so gut, daß ich den schweren Gang in das Ladeninnere antreten mußte. Mir blieb nichts anderes übrig. Also, tief durchatmen, Sonnenbrille ins Haar (ich wollte mich nicht zum kompletten Trottel machen) und durchmarschiert. Die Neugier jubelte, die Frechheit tanzte, die Scham meinte nur: "Hoffentlich treffen wir nicht jemanden uns bekanntes."


Das Innere, liebe Beate, ein Traum in rosa! Soviel mädchengeschmack hätte ich Dir gar nicht zu getraut. Ich dachte immer Du bist mehr Herrenfixiert. Es gab dort Dinge zu sehen, wie ich sie zwar kannte, aber in dieser Form nie gesehen hatte. Dinge von deren Existenz ich keine Ahnung hatte. Geschweige denn was damit anzufangen war. Unter anderem auch das Rätsel aus der Schaufensterauslage. Eine Wendeltreppe schlägelte sich sanft in ein dunkel gehaltenes Stockwerk hinauf. Der Teil der Boutique, in dem sich alle auf Covers und DVD-Hüllen umarmen. Ein Mann schlängelte sich übergewichtig und schüchtern die Wendeltreppe hinab, die ihm glücksverheisende Beute fest an sich gedrückt...


Die sehr sehr junge Verkäuferin war hervorragend nett. Aber 18 mußte sie bestimmt sein. Eine Dame mittleren Alters stand unschlüssig herum. Ihre Anspannung war kaum zu übersehen, was mich gleich wahnsinnig entspannte. Die Neugier führte mich sicheren Schrittes durch Deine geheimnisvolle Welt.


Die sehr sehr junge Verkäuferin fragte mich, ob ich zurecht käme. Oh ja, das kam ich. Die Dame mittleren Alters vertraute sich der sehr sehr jungen Verkäuferin an. Einen geeigneten Zauberstab kauft man nicht einfach so. Da tut Erfahrung not. So ist das halt mit dem Suchen und Finden des richtigen Intimpartners. Nach Ewigkeit anmutenden Minuten des Staunens landeten die sehr sehr junge Verkäuferin, die Dame mittleren Alters und die mit der Sonnenbrille im Haar (also ich) vorm selben Regal. Wir wollten dasselben. Alle wollen immer nur das Selbe. Glück und Liebe. Und wahrscheinlich gehört ein bißchen Geborgenheit auch dazu.


Die Dame mittleren Alters fragte mich nach meiner Meinung. Beate, bei Dir im Shop aufeinander zu treffen... das ist wie am FKKstrand den Bauch einziehen. Schummeln geht nicht. Ich sagte der Dame mittleren Alters, daß ich den Maulwurf zwar ganz nett, aber nicht ganz passend finde, aber das Modell "natur" in grün finde ich sehr hübsch. Sie bedankte sich. Ach ja, ich war ja da wegen dem Geburtstagsgeschenk. Ich entschied mich für den absoluten Klassiker. In gold. Goldfinger you know. Bezahlen, raus, Sonnenbrille auf die Nase. Puh. Ich war sehr stolz auf mich.


Ach ja, beim Bezahlen lag das Rätsel aus dem Schaufenster unter der Glasplatte im Ladentresen. Der sehr sehr jungen Verkäuferin sei Dank konnte dieses Geheimnis gelüftet werden. Ich hab dazu sogar eine Infobroschüre mitgenommen. Ist aber nix für mich.


Und meine Freundin... die hat sich echt und ehrlich und mit Tränen in den Augen über ihr Geschenk gefreut. Es funktioniert auch gut, wie sie mir an einem Küchentischproseccoabend gestand.


Beate, ich danke Dir tausendmal für Abenteur und rosa.


Deine JellyBean

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Wühlen in Kisten: Heinz war der Erste

Liebes kleines Cafe,

als wir uns damals trennten, besser ich mich von Dir, hatte das weniger mit Dir, als mit den Umständen zu tun. Dafür konntest und kannst Du nichts.
Ich denke heute noch manchmal an Dich zurück, wehmütig, an die Stunden die wir miteinander verbrachten. Im Winter war es am schönsten. Wenn ich Dich morgens aufsperrte und mir Dein "Morgenduft" entgegenschlug, der an die vergangene Nacht, vergangene Zigarretten, vergangenes Bier und andere Schandtaten erinnerte, mußte ich manchmal grinsen. Du warst eben zum Feiern geboren. Die altersschwache Kaffeemaschine gluckste mir ein "Guten Morgen" in die Ohren und obschon sie schon auseinanderzufallen drohte, kochte sie doch einen so wunderbaren Espresso. Der Morgen war unsere Zeit, oft war ich allein mit Dir. Vorallem eben im Winter. Draußen dicke Flocken vom Himmel und kalt und drinnen ohne Flocken genauso eisig. Deine Heizung taugte nichts. Trotzdem besitzt Du eine innere Wärme. Heute auch noch. Ich weiß das, hab Dich aber lange nicht mehr besucht. Werd' das auch nicht tun. Du mußt entschuldigen, die Umstände.
Ich bin Dir zu Dank verpflichtet. In unseren gemeinsamen Morgenstunden, Du warst aufgeräumt und hergeputzt für die Gäste, die nicht kamen, saß ich am Tisch 8 und fing an zu schreiben. Du hast mich damals inspiriert. Die erste Geschichte will ich Dir zu Ehren hier veröffentlichen. Als Dankeschön und verspätetes Abschiedsgeschenk.

Heinz sitzt

Heinz saß auf einem Barhocker. Da er immer auf demselben Barhocker saß, war es also mehr oder weniger sein Barhocker.

Heinz hatte vor sich ein großes Weißbier mit schönem Schaumkrönchen. Und einen Blick hatte der Heinz. Der war so abgelebt, der Blick, daß selbst das Weißbier unruhig wurde. Nur manchmal beschloss der Blick auf Wanderschaft zu gehen. Sein Blick nahm nun just in dieser Sekunde den Rucksack und blickte von der Bar weg zum Innenraum des Lokals hin und weit nach draußen zum Fenster hinaus. Einem großen, blinden Fenster hinaus, dem man viel Rauchen und Müdigkeit ansah. "Ich bin so müde", sagte das Fenster.

Draußen ging der Tag vorbei und fuhren Autos vorbei und Menschen liefen vorbei. Der Tag war grau, wie man manchmal grau ist und die Sonne traute sich nicht recht zu scheinen. "Ich trau mich heute nicht. Ich habe eine Depression", sagte die Sonne.

Heinz' Blick blickte zurück, war nichts draußen und da wo man hinblicken möchte und sich ausruhen, eine Vesper machen. Blickte zum Innenraum zurück, zur Bar zurück, hin zum Weißbier zurück. Das Weißbier lächelte ihn schief an, den Heinz, hatte nicht recht Lust getrunken zu werden.

Heinz' Blick blickte in sich hinein, in sein Leben hinein und da war auch nicht viel, nie viel gewesen und kommen würde und könnte da auch nicht mehr viel. Nicht viel Farbe, nicht viel Leben. Da stand er dann auf, der Heinz und bezahlte sein Weissbier mit dem schiefen Lächeln, drehte sich und sprang... Sprang geradewegs in ein Nagelloch in der Wand. Mitten hinein. Da ist es vielleicht nicht so leer. Da ist vielleicht ein Königreich.

Der Barhocker steht immer noch da. Das Weißbier nicht und auch den Heinz hat man nie mehr gesehen.


Wehmut in blau.

Deine JellyBean

Freitag, 12. Oktober 2007

Von Morgengrau bis Abendrot oder schnell gedacht

Liebesgeflüster:

"Hallo mein Schatz, wie war dein Tag?"

"Mein Tag?"

"Ja, dein Tag!"

"Mein Tag? Mein Tag. Wie war denn nun mein Tag...?"

Mein Tag tagte, nachdem der frühe Morgen gegangen war, mit den Stunden. Thema: Mit welcher Stimmung empfangen wir den Abend?
Die Stimmung saß, dickfaulfettschläfrig, in einer Ecke. Sie wagte sogar ein wenig zu schnarchen. Daneben die Langeweile mit einem Boulevardblatt und ging ihrem Namen nach. Mit einem Mal! Die Tür flog auf, der Schreck trat ein. Ihm nach einige Sekunden in Begleitung wildquirligen Adrenalins. Die Ruhe, die es sich unter der Zimmerdecke bequem gemacht hatte, fühlte sich durch das Spektakel unliebsam gestört. Ein kurzes Hin und Her. Leise murmelte der Fluch durch den Raum. Verschwand auf der Herrentoilette. Hatte sich Kaffeeflecken auf die Hose gemacht.
Der Schreck verzog sich wieder. Die Sekunden hinterher. Das Adrenalin war auch weg. War in ein Mauseloch in der Wand eingezogen. Die Ruhe hing sich wieder unter die Zimmerdecke.
Der Mittag kam und war geschäftig. Mit dem Mittag kam die Pause. Selbe Abteilung. Dicke Freunde. Stecken ihre Köpfe immer zusammen. Die Pause ist mit der halben Stunde liiert. Grosse Liebe. Die natürlich im Schlepptau. Die halbe Stunde ist ein mageres Ding, das ständig Großes in sich vorgehen spürt. Ganzgewichtigwichtig. Sie fühlt sich zu Star berufen. Denn manche halben Stunden haben sogar schon Leben verändert. In einer kurzen Affäre. Flotter Dreier mit dem Glück.
Der Mittag begann ein kurzes Gespräch mit der Langeweile in der Ecke. Der Mittag wollte dann gehen. Pause hinterher. Und auch die halbe Stunde zog vorüber.
Nachmittag. Der Nachmittag ist ein angenehmer Zeitgenosse. Kommt immer, wenn gut gelaunt, in schönes Licht gehüllt. Das Licht ist vernarrt in den Nachmittag, umschmeichelt ihn. Der Nachmittag ist sehr beliebt. Bekommt zuweilen Besuch von ein paar aufgeregtaufregenden Minuten. Meist wollen die Minuten etwas. Wollen einen großen Sinn und ein Recht aufs Dasein. Treten den Momenten grob in den Hintern. Die Momente setzen sich dann auf und beginnen das Herz zu bewegen. Schubsen es ein wenig hin und her. Die Stimmung erhob sich und streckte sich... ein wenig. Die Minuten haben nur eine kurze Dauer. Kaum Gewicht. Das Leben bringt sie rasch zum Schweigen. Die Stimmung setzte sich wieder. Die Momente ebenso.
Das Leben selbst ist mit dem Angenehmen zusammen.
Das Angenehme ist schön und möchte nichts. Liegt stets auf der Couch und betrachtet seine Füsse. Zusammen mit dem Angenehmen lebt das Leben so vor sich hin.

In der Ecke knistert die Langeweile mit dem Boulevardblatt.

Nach kurzem Intermezzo verdrückt sich auch der Nachmittag. Küsst wild mit dem Licht. Verschwindet darin.
Durchs Fenster still heimlich schleicht sich der Abend. Kommt heute von hinten. Überrascht den Tag. Die Stunden. Der Tag packt langsam seine Sachen. Hat eine Ruhe und nimmt Abschied.
Die Stunden wollen wachen. Mit dem Abend. Mit welcher Stimmung empfangen wir die Nacht? Die Stimmung indessen im Gespräch mit dem Angenehmen. Hat angefangen mit dem Angenehmen dessen Füsse zu betrachten.
In der Ecke die Langeweile, macht sich breit...

"Schatz?"

"Hm?"

"Wie war denn nun dein Tag?"

In Gedanken.

Eure JellyBean

Samstag, 6. Oktober 2007

Weil grad ist keiner da

Liebe Wiesn,

daliegen tust und alles ist ganz still. Ein Zamperl bellt, aber des is so weit weg... des tut nix. Der Morgennebel legt sich wie eine Zuckerwattn um meine Füß und beim Ausatmen hab ich ein kleines Wolkerl um meine Nasenspitz. Die Sonne ist grad aufgwacht und streckt sich ein bisserl. Ganz rosa schaugts am Morgen aus, die Sonn.

Liebe Wiesn, i geh spaziern auf Dir und schau mir die bunten Pickel an, die auf Deim Buckel gwachsen sind. Das Du bunte Wuggerln kriegst aufm Buckel, des fangt immer im Spätsommer an. A jedes Jahr. Seit 1810. Da hat damals der Ludwig die Therese gheiratet und ein Fest ham die gmacht und weils gar soviele Leut warn hat ma halt auf der Wiesn vor der Stadt gfeiert. Am 12. Oktober war des. Eine wahnsinns Hochzeitsparty. Des erklärt viel.

Riechn tust anders als sonst. Süß und bierdassig. Nach gebrannte Mandeln und einem Popcorn und Zuckerwattn. Kandierte Früchte. Die Karusell schlafen noch und die Buden san auch noch stad. Ham d Rolladenaugen zu. Grad is keiner da. Aber ahnen kann man, das Du verzaubert bist Wiesn. Das da was is, eine Atmosphäre, die gibts nirgendwo mehr. Kopieren kann man die auch net. Probiert wird des allerdings oft, des kopieren. Aber Du bist einzigartig. Das alles sei Ordnung hat, da drauf hat die Bavaria ein Aug. Ein wahrliches Prachtweib. Zu deren Füßen kann man sich hinsetzten und Du breitest Dei ganze Schönheit vor eim aus. Und in der Nacht da san dann bunte Lichter, tausende, Sterne, der Mond und eine Romantik, so süß, das der Blutzuckerspiegel steigt.

Vielleicht liegt des an der Hochzeit, mit der Dei Karriere gestartet hat. Das bei all dem Rummel auch immer a bissl was mit am Gspusi geht bei Dir.

I steh da und schau a bissl langsam, weil es is ja no so früh. Mei Stimme hab i verlorn, vor a paar Nächt auf Dir, Wiesn. Wahrscheinlich hockts unter einer Bierbank. Wird scho wiederkommen.

Einatmen tu ich Dich ganz viel und dann drutschl i weiter und häng Gedanken nach. Weil so eine Ruhe is und halt grad keiner da. Weil er leer is, der Rummelplatz.

In a paar Tag is alles vorbei und beim alten und dann liegst da, ohne bunte Wuggerln, aber halt immer noch mit an Zauber.

I steh auf Di.

Dei JellyBean

Mittwoch, 19. September 2007

In der Kürze liegt eine Liebeswürze

Liebes "Einfach so",

mein Herz das glüht,
ich habe mir die Finger verbrüht.

Eines Nachts saß' ich auf meinem Rad,
dessen Pedal ich recht stark trat.

Ein Oberbayer schrammte mich,
er sagte keck: "Ich liebe Dich."

Ein Flammenmeer schoß hin und her,
als ob da gar kein morgen wär'.

Nach Tagen kam der Morgen dann,
mit einer dummen Lüge dran.

Der Oberbayer mußte dann aus meinem Leben geh'n,
doch "Einfach so" war wirklich schön.

Mit bestem Dank für charmant,

Deine JellyBean

Freitag, 14. September 2007

My home is where my heart is

Mein liebes Nö,

das ich eine Patriotin bin wußte ich gar nicht. Zumindest nicht bis vor wenigen Tagen. Mein Herz glüht und eine Freude hat sich meiner Backen im Gesichte bemächtigt, daß die schon weh tun von ständigen strahlen. Wie kommt so was und woher?

Das kam so: Der aufmerksame Blogleser und die -innen weiß und wissen, daß ich eine wilde Affäre mit der Pause hatte. Die Affäre hat mich mächtig geschlaucht und der Kopf war leergefressen an Ideen. In die Leere hinein wuchs ein Gedanke, der wurde so laut, nicht mehr zu überhören. Selbst ich war über das Gebrüll verwundert. Der Gedanke lamentierte: "Ich will heim!" Mein liebes Nö, lang war ich mit Dir unversöhnt, hab Dir den Rücken gekehrt, Dich verachtet. Jetzt bin ich da.

Ich hab die Ruhe gesucht und gefunden. Hab Inspiration gesucht und sie sitz neben mir. Hab Zeit gesucht, hier ist sie und lebt. Sie steht ein bißchen, aber das ist ja der Reiz. Alles ist klein hier, was meinem Faible für Kleines entgegenkommt, schnuckelig und aufgeräumt.

Im Cafe sitz ich, in Deinem Herzen, wie ich schon seit 18 Jahren ein Gast bin in dem Cafe und seit 18 Jahren ist die Heidi da und bringt Kaffee und seit 18 Jahren sieht die Heidi aus wie die Heidi von vor 18 Jahren.

Ich geh durch Deine Gassen und grüsse Leute und die grüssen mich, aber sie grüssen mit Frohsinn und einem Schuß Gleichmut. Weil sie hiergeblieben sind in Dir, liebes Nö, und wissen das sich Deinem besonderen Zauber niemand entziehen kann und alle wieder heimkommen zu Dir, früher oder später. Nie hab ich das verstanden, soviele Jahre hat es gedauert und jetzt? Hab ich die Cocos-Islands verlassen und bin da und hab gefunden und bin ... eine Patriotin!

Kein Fleck der Erde ist wie der Kessel, so warm und heimelig. Ich schöpf jetzt einfach mal aus den Vollen und schau was kommt.

Daheim isch daheim!

Ein "NÖpi" drauf!

Deine JellyBean

Dienstag, 28. August 2007

TG 925 Bangkok 2110 T2 A346 - gestartet

Für T.

Lieber Abschiedsschmerz,

champangerlaunig süß hast Du Dich zwischen uns gesellt.

Es war nicht so, daß wir uns auf Dich nicht hätten vorbereiten können. Du bist gekommen und hast Dich brav in die Ecke gesetzt und gewartet. Deine Stunde, daß wußtest Du würde kommen. Deine große Stunde. Ganz zart hast Du Dich damals eingeschlichen, bei mir zumindest, als er gesagt hat, daß seine Entscheidung gefallen ist und er geht. Ans andere Ende der Welt. Nicht für Urlaub oder Geschäftsreise. Sondern um da zu leben und zu arbeiten. Für ganze 1095 Tage. Das ist lang. Sehr lang. Das Du da warst, die ganze Zeit, hab ich verdrängt. Ich war nicht die einzige. Sogar am Abend des großen Abschiedsfestes wollte Dich noch keiner so recht sehen, Dir gar, ganz und gar ins Gesicht sehen. Du hast in der Ecke gestanden und gelächelt. Ein Bier getrunken, sogar eine Zigarrette geraucht.

Dann kam Dein Tag. Auf den hast Du ja gewartet. Drei Monate lang. Recht geduldig. Du hattest die Schlinge immer enger gezogen. Der Knopf im Hals beim Gedanken an Dich wurde langsam spürbar. Mit ihm Gespräche über das andere Ende der Welt und die Gefühle, die da warten werden. Die vielleicht kommen oder auch nicht. Und das Glück, das da ist und die Chancen. Weil es für ihn einfach ein großes Glück ist und eine große Chance und es eine dumme Entscheidung gewesen wäre nicht zu gehen.

Die Fahrt zum Flughafen. Ein Auto voll Freunde. Die Stimmung... merkwürdig? Gespräche über dies und das. Dann war der Flughafen da und eine große Unruhe in mir. Durch das Parkhaus, den Freunden hinterher, das Terminal gesucht... Da waren wir. Stress. Der Koffer hatte beim einchecken Übergewicht und so schnell war das nicht zu lösen. Wir sind ja am Flughafen und nicht bei den Weight Watchers. Der Freund blass und angespannt. Diskussion mit der Eincheckfrau. Noch 40 min.... Dann spätestens wußte ich, schlägst Du zu. Du standst an eine Säule gelehnt bei den Eltern und Schwestern. Hast mit der Kleenexbox in der Hand gewinkt. Ist schon gut. Der Freund kommt. Das mit dem Übergewicht hat sich erledigt, alles paletti. Und jetzt? Noch 30 min. Darauf erstmal "Tschüß" mit Champanger aus Pappbechern. Gleich gehts los. Du hast Dich aufgerichtet, die Taschentücher aus der Hand gelegt, Dich in Position gebracht. Die Schwester sieht Dich als erste. Endlich, endlich bekommst Du Deine ersten Tränen! Abschiedsschmerz, Du bist echt fies! Noch 20 min. Nacheinander dürfen wir ihn noch einmal allein umarmen und fest drücken. Mir läuft Salzwasser aus den Augen und das kann ich auch nicht stoppen. Es ist so wie es ist und sagen kann ich auch nix mehr. Die Busenfreundin vom Freund, drück nochmal und geht dann. Sie hast Du echt umgeknockt.

Noch 10 min. Ich geh an der Hand vom Freund zum Gate. Sicherheitskontrolle. Ab da muß er dann allein weiter. Wir alle begleiten ihn.
"Weißt Du", sag ich, "daß mit dem Abschiedsschmerz muß so sein, weil da ist ja dann auch Liebe da. Wenn es nicht weh tun würde, wäre es egal, wenn Du gehst. Und das ist es nicht." Der Freund lächelt und sagt: "Freilich."
"Freilich", sag ich.

Sicherheitskontrolle. Ein letztes Mal die Mama drücken. Allein weiter. Winken, umdrehen, winken.

0 min.

Einen guten Flug und alles Glück der Welt!

Freilich!

Deine JellyBean


Montag, 27. August 2007

Am Montag ist die Auszeit raus

Liebe Pause,

heute hab ich beschlossen, bringe ich es Dir bei: Ich mache Schluß mit Dir. Gut von mir aus, heul doch. Aber genug ist genug. Für meinen Geschmack habe ich ausreichend lange Zeit mit Dir verbracht. Und seien wir ehrlich: Du warst nie mehr als eine Sommeraffäre für mich. Das war abgemacht so, darüber haben wir gesprochen. Nee, Deine Tränen rühren mich jetzt auch nicht. Taschentuch? Hab ich keines. Nützt Dir jetzt auch nix wenn Du Poppel hochschniefst. Ich gebe zu, die verbrachten Stunden mit Dir waren toll. Spaziergänge Arm in Arm, wühlen in den Kissen, Vergangenes vergessen, neue Ideen mit Schleife verpackt zum auspacken... Danke danke danke Dir dafür. Aber Beziehung ist nicht. Wie soll denn das gehen mit uns zwei, hm? Wenn Du ehrlich zu Dir selbst bist, hast Du den Esprit von stillem Wasser. Zugeben, das ist gesund, reinigend und sanft und ... dann? In mir brennt etwas, das danach verlangt von prickeldem Sprudel gestillt zu werden. Ein Hunger nach Verbotenem, Aufregendem, Neuem. Ich will halt jetzt so was in meinem Leben wie ein koffeinhaltiges österreichisches Zuckergetränk mit Kohlensäure.

Jetzt hör auf nach meiner Hand zu patschen! Ich möchte keine dauerhafte Beziehung mit Dir! Affäre war okay, aber um ehrlich zu sein: Ich bin im Grunde bin ich kein Freund von Affären. So was hat doch in den seltensten Fällen Zukunft und aus der Familie der Kompromisse begleiten immer die mit dem faden Beigeschmack so was wie Affären. Der Satz war Dir jetzt zu kompliziert? Dann nochmal langsam: Eine Affäre hat nicht wirklich Zukunft. Die ist immer irgendwie unbequem. In etwa so wie sitzen zwischen zwei Stühlen. Das ist zwar sitzen und schön, aber nicht wirklich befriedigend. Auf die Dauer gesehen.

Noch was: Meine Liebe reicht nicht für Dich allein. Da draußen gibt es Menschlein, die warten auf mich. Eine astronomische Fangemeinde. Jawohl. Ohne zu murren haben die sich jetzt Woche um Woche geduldet. Ich hab die verlassen für Dich und das ohne ein Wort des Abschiedes. Das war nicht fein von mir. Das hab ich für Dich getan. Mehr ist nicht drin und mehr kannst Du auch nicht von mir erwarten.

Es ist jetzt an der Zeit, Friedrich, der in der blauen Socke wohnt, meinen alten Digitalkameraden, aufzuwecken und wieder aktiv werden zu lassen, damit die Menschlein auch wieder ein bißchen was zu kucken haben. Das bin ich ihnen schuldig.

Akzeptier das jetzt Pause! Unsere gemeinsamen Tage sind aus und vorbei. Eventuell haben wir wieder mal was, in ferner Zukunft, zusammen, aber gegenwärtig muß ich einfach konsequent sein. Mein Herz lüstet zu begierig danach, die Menschlein zu beglücken.
So soll es sein.

Ein letzter Kuss für Dich,

Deine JellyBean



Mittwoch, 27. Juni 2007

Weisheit per Wildschwein

Liebe Zeit,

also... Du läufst mir davon und ich finde wir sollten darüber reden.

Ich muss gestehen, dass ich mit Deinem Verhalten nicht wirklich einverstanden bin. Du marschierst vor mir her, wie ein Jungstar aus einer angesagten Popband und ich wie ein Teenie hinterher. Wildes Haar, der Hals heisser vom Kreischen, unansehnlich und mit roten Wangen, weil hinterherhetzen Schweiß macht. Ich rieche aber nicht. Deo sein Dank. Das hab ich doch noch im Griff.
Wenn ich Dich einhole, Dich an der Hand habe, gleitest Du mir durch die Finger. Da muss ich dann immer an so schlapprigen Käse denken, der einen durchgeknallten
Maler mal zu Uhrzeugs inspirierte. Ich mag keinen Käse. Noch nie.
Ich mag den Zustand nicht, der zwischen uns herrscht. Du rinnst mir davon. Ich hab Dich nicht mehr im Griff.
Ich weiß schon, daß das nicht Deine Absicht ist. Du meinst es gut, packst mir jeden Tag mit grossen Ereignissen voll, die auch gelingen und Freude bereiten und Stolz machen. Aber große Dinge machen auch irgendwann müde. Und das letzte Stück, das es auf die Bühne zu stemmen galt war ein richtig schwerer Brocken. Da hab ich mir wohl eine Bandscheibe verrenkt, bildlich gesprochen. Jetzt krabbel ich so ein bißchen auf Reservebatterie durch die Gegend und tausend Dinge wären noch zu tun.
Meine gute Zeit und genau über dieses Timing müssen wir uns unterhalten. Das geht nämlich so nicht mehr. Nicht mehr auf Dauer. Weil nämlich, die Zeit vergeht (kicherkicher) ich ein weiteres Jahr von Dir auf den Buckel geklatscht bekommen habe an Alter und das Alter macht die Perspektive anders.

Schnitt.

Wir sehen das Alter in einem Schaukelstuhl schaukeln, Decke über den Knien, Schultertuch aus Wolle über den Schultern, Kopf nickend.

Schnitt.

Weißt Du, liebe Zeit, daß ist nicht mehr so wie früher, als ich ein Frischling war. Die Welt offen und groß, weil ich so klein. Die strammen Beinchen voller Energie, der unbezahnte Frischlingsrüssel hoch in der Luft und alles alles neu.

Als Frischling rennst du los, kein Morgen in Sicht. Die Neugier treibt dich von unbekanntem Ufer zu unbekanntem Ufer und du läßt nichts anbrennen. Am allerwenigsten dich selbst, weil als Wildschweinbraten enden wäre einfach noch zu früh. Dein Pelzkleid, das du als Frischling trägst, drückt aus, was du fühlst: Das Leben ist Formel Eins und du gehörst mit deinen jugendlichen Ralleystreifen dazu. Es macht auch nichts, nicht so viel, wenn du dir deinen rosa Frischlingsrüssel blutig haust. Ist ja noch jung, heilt schnell. Heilt es wirklich?
Du wirst widerstandsfähiger. Zähne beginnen zu wachsen. Hauer. Groß, stark, weiß. Du wechselst vom geschützen Unterholz ins Wildschweingehege und es beginnt härter zu werden. Du mußt deine neuen Zähne ausprobieren. Du mußt. Und du mußt aufpassen, daß sie nicht gleich zu Bruch gehen. Gibt nur das eine Paar Hauer. Die Ralleystreifen auf deinem Fell verblassen und irgendwie bremst das die Geschwindigkeit, bringt Abstand zwischen dich und die Dinge. Du beobachtest, überlegst und setzt deine Hauer gezielter ein. Wenn die Streifen endgültig weg sind und deine Zähne ausgewachsen, ist es auch Zeit das Wildschweingehege zu verlassen. Jetzt ist das Leben dran. Jetzt ist es Zeit für die freie Wildbahn. Und da zeigt sich dann, ob du deine Hauer immer pfleglich behandelt hast und sie stark sind und weiß oder voll Karies und faul und auszufallen drohen. Die besseren Chancen haben einfach immer die mit den weißen Hauern.
Nicht das man blessierte Hauer nicht reparieren könnte... Es ist aber einfach nicht dasselbe. Ersatz und geflicktes ersetzen niemals das Orginal.

Irgendwann werden die Zähne dann aber doch dunkler. Sie welken ins gelbe. Dein Pelz beginnt sich wieder zu verfärben. Du blühst noch einmal in einem silbrigen Grau auf um dann farblos, weiß, zu werden. Und weiser. Und immer weiser. Wenn Du Pech hast wird aus der Weisheit Demenz.
Die freie Wildbahn ist nichts mehr für dich. Alles geht zu schnell. Du passt nicht mehr richtig dazu. Farblich. Vom Ralleystreifen zum Seitenstreifen. Zurück ins Unterholz. Ausruhen. Ruhe. Aus.

Und jetzt Kritik an Dir, Zeit. Deine Uhren ticken anders. Das Stundenglas wurde durch die Stoppuhr ersetzt. Alles geht so schnell. Zumindest mir geht es zu schnell. Und zu durcheinander. Frischlinge in freier Wildbahn. Hauerträger auf dem Seitenstreifen. Verwirrung im Unterholz. Usw. usw. usw.

Das macht meine Liebe kaputt und das wollen wir doch nicht. Ich möchte unsere Beziehung retten. Ein neues Zeitgeschehen. Gemütlich mit Dir couchen. Am Strand sitzen. Kaffee trinken und nachdenken. Ohne Stoppuhr. Mit Stundenglas. Ich glaube, dann haben wir eine echte Chance. Weil: Zähne wachsen langsam. Aber lang. Ein Leben.

Es küsst Dich,

Deine JellyBean

Donnerstag, 7. Juni 2007

Vom Ende der Nabelschnur



Liebe Heimat,




daheim, vor 20 Jahren und auch mehr, lief auf einem öffentlich rechtlichen Fernsehkanal die allerallererste Folge einer Vorabendserie, deren Ende auch heute noch nicht ab zu sehen ist.


Na, fällt der Groschen?


Wie ich höre, klappert im Badezimmer gerade die Waage. Das Rätsel steht drauf rum, hochrote Wangen und die Befürchtung zu schwer zu sein... nö, oder?


Na ja, sei's drum.


Die Mutter, das Herzstück, dieser Vorabendserie hat bis zum heutigen Tag Spuren in meinem Seelenleben hinterlassen. Eine Mutter war das, wie ich bis dato noch keine Mutter kennengelernt hatte. Eine Ausgeburt an Güte und Verständnis. Nicht das meine eigene Mutter jetzt Feuer gespuckt hätte... Nein, aber die Vorabendserienmutter, die war ein Knaller. Eine Mutter, die Schweinebraten im Rohr hatte und Knödel mit der Hand rollte. Eine Mutter mit Schürze und rosa Bäckchen und einer großlockigen Dauerwelle vom Friseur um die Ecke.


Meine Mutter war nicht so. Bei weitem nicht. Und sein wird sie das auch nie. Dafür ist sie irgendwie... zu frisch? Meine Mutter kann gut kochen. Sehr gut sogar. Wenn sie will. Aber einen Schweinebraten... Den hat es bei uns nie gegeben. Meine Mutter ist keine Schweinebratenmutter. Überhaupt fehlt ihr bis heute der nötige Körperumfang, vor allem im Brustbereich, um eine Blümchenschürze anständig zu füllen. Nun gut.


Aber das Ding mit der Schweinebratenmutter... da wirkte irgendetwas in mir.


Wenn ich mit meiner Mutter zoffte, auch heute noch, ist mein allerletztes Argument: "Und überhaupt, du hast nie einen Schweinebraten gemacht!"


Meine Frage: Bist Du das? Ist Schweinebraten das Symbol schlechthin für Heimat? Für Geborgenheit? Für Familie? Der Knödel die Rückkehr zur Mutterbrust?


Wann gibt es denn einen Schweinebraten? Am Sonntag = Familientag. An Feiertagen = sollten Familientage sein. Blöd jetzt, wenn man der Heimat fern und so.


Ich glaube: Ja. Heimat ist Schweinebraten und Schweinebraten Heimat. Wobei es jetzt nicht darauf ankommt, ob man den Schweinebraten gerne isst. Auf den Symbolcharakter kommt es an.


An Feiertagen ist dann manchmal die Sehnsucht da. Ganz plötzlich joggt sie neben einem, grad dann wenn man an einem Biergarten vorbeirennt und es riecht so gut... nach Schweinebraten. Da möcht' ich dann in der Heimat sein, daheim. Das Stückchen Ackerscholle im Herzen verlangt danach und ich wünsch' mir meine Mutter her, auch wenn ich schon groß bin. Egal. Dann denk' ich an meine Mutter und weiß, der nächste Besuch in der Heimat verläuft wieder ohne Schweinebraten. Dafür werd' ich aber mit einem sensationellen Nudelauflauf gefüttert. Ein Glück, weil ich kann ja nicht kochen. Und der Nudelauflauf meiner Mutter ist eh der Beste.


Was auch gut ist, daß wir ja in so modernen Zeiten leben. Das ist fein. Da hab ich nämlich vor kurzem ein bisschen Schweinebratenmutter abbekommen und wurde zum Schweinebraten mit Knödel (die selbstgedrehten) eingeladen. Eine Freundin von mir war so großzügig etwas Mutter herzuleihen. Toll und eine dickes Danke nochmal dafür.
Ich möchte noch hinzufügen: Obschon diese Leihmutter einen Schweinebraten herstellte... sie sieht auch nicht so aus, wie die Schweinebratenvorabendserienmutter. Ganz und gar nicht.


Auf den Schweinebratenteller mit Knödel drauf schien die Sonne und die Stühle auf der Terrasse waren sehr bequem. Das Stückchen Ackerscholle freute sich.


Tja Heimat, Du siehst, ich kann nicht von Dir lassen, denn:




Wo meine Sonne scheint,
und wo meine Sterne steh'n,
da kann man der Hoffnung Glanz
und der Freiheit Licht
in der Ferne sehn.




Alles Liebe,




Deine JellyBean




Donnerstag, 24. Mai 2007

Wegen Krankheit geschlossen


Das Fieber hat mich hingestreckt,

der Kreativität die Zung' gebleckt.


Bis die Tage,


Eure JellyBean

Montag, 21. Mai 2007

... weil mehr grad nicht geht

He Du liebes Bißchen,

schon ist es passiert: Ein Brief an Dich und ich bin mit Verspätung dran. Nicht viel, aber auch nicht zu wenig.
In diesem oder auch im letzten Jahr standest Du wieder vor meiner Tür. Tausend Jahre lang hatte ich Dein Werben um mich abgelehnt. Ignoriert. Konnte Dich nicht richtig leiden. Stand Dir mehr als ambivalent gegenüber.

Ein Bißchen, was soll das sein?

"Mehr als wenig und weniger als mehr", sagtest Du. Aber da lange Zeit das "Viel zu wenig" viel zu sehr dominierte, war Genug grade gut genug und für ein Bißchen kein Platz. Ist damals nicht gut gelaufen mit uns.

Ein Bißchen, was soll das sein?

Für mich warst Du immer Etwas und Nichts.
Sowas wie Sandalen mit Socken. Ein knappes, sexy Trägertop, aber Achseln nicht rasiert. Viel Make-up, aber Deo vergessen. Ein Unentschieden im Fussball. Schokolade, aber die aus dem Diätregal. Witze erzählen und denken man hat Humor. Verstopfte Nase, zu wenig um krank im Bett zu liegen, zuviel krank um agil zu sein. Eine Herzangelegenheit, die man schnell vergisst. Ein lauwarmes Vollbad.
Für mich warst Du nicht sinnvoll, vielmehr ein lästiges Übel. Ein bißchen geschmacklos.

Ein Bißchen, was soll das sein?

Dann, Zeiten und Gedanken später, habe ich langsam angefangen Dich mit anderen Augen zu sehen. Die Perspektive geändert.
Manchmal bist Du, mein Bißchen, schon sehr viel. Manchmal gerade recht und richtig. Weil einfach grad mehr nicht geht.
Ein bißchen Regen zusammen mit ein bißchen Sonnenschein macht schließlich einen Regenbogen. Und die Tage in denen der Sommer sich verabschiedet und der Herbst noch nicht richtig angekommen ist, lassen alles in besonders weichem Licht strahlen und riechen so gut. Ein dicker Pullover und eine leichte Jacke darüber macht an passenden Tagen eine angenehme Temperatur und das ist es wohl, worauf es ankommt.
Wenn ein Bißchen paßt, dann bist Du eine Pause zwischen zwei Akten, die Ruhe vor dem Sturm, nachdenken auf der Couch. Und ein bißchen rasten ist gut und macht die Backen wieder frisch.

Du siehst, mein liebes Bißchen, ich reich' Dir meinen Arm zum einhaken und spazierengehen und das ist doch ein guter Anfang, oder?

Deine JellyBean


Mittwoch, 9. Mai 2007

Alles im Eimer?


Allerliebste Höflichkeit,


so jetzt ist aber gut, jetzt kannst Du echt langsam wiederkommen. Keine Ahnung was damals vorgefallen ist, aber war es denn wirklich wirklich derart schlimm, daß Du der Menschheit solange nun schon den Rücken kehren musst?

Ich kann mich erinnern, es muss irgendwann, schon Zeiten her, am frühen Abend gewesen sein. Der Himmel war purpurfarben. Damals hörte ich von sehr weit her, ich war gerade in ein Buch vertieft, eine Türe rumsen. Wenige Augenblicke später vernahm ich, wie die Rädchen Deines kleinen Koffers auf Rollen über das Pflaster im Hof schnatterten. Vorneweg Dein energischer Schritt. Ja, ich erinnere mich. Das musst Du gewesen sein. Das Letzte was ich von Dir hörte, war das eifrige Geplauder Deiner Kofferrädchen und das Aufplatschen Deiner Füsse. Beides mit einem Hall unterlegt. Demnach hast Du damals wohl gerade die Hofeinfahrt passiert. Danach alles still.

Weißt Du, Dein Schritt ist unverkennbar. Aus hunderten würde ich ihn heraushören. Niemand geht mit derartigen Geräuschen. Du hast einfach riesiggrosse Patschfüsse. Ein Staatsakt ist das immer mit Dir Schuhe zu kaufen. Puh.

Schuhe gekauft zu haben. Gewesen zu sein. Du bist ja nicht mehr. Nicht mehr da. Wo bist Du? Im Urlaub? Die Höflichkeit im brasilianischen Badedress am Strand von Mallorca... Gut ich gebe zu: Meine Vorstellungskraft übersteigt das jetzt ein wenig... aber warum nicht? Oder hast Du Dich nach Amerika verschifft? Bist womöglich gerade auf dem Highway unterwegs. In einem grossen roten Oben-ohne-Auto mit gigantischen Heckflossen. Verspiegelte Sonnenbrille auf der Nase und Fahrtwind im Haar... Amerika könnte Dir gut zu Gesichte stehen... obwohl... Wo bist Du? Österreich, Italien, Schweiz... Afrika... Skandinavien? Ein "HUHU" an die Höflichkeit!

...

Japan! Ich weiß es! Du bist in Japan! Bestimmt! Weil da ist doch noch soviel Tradition und Harakiri und Lächeln und Nett und so. Hm, warum schreibst Du nicht? Vielleicht halten die Japaner Dich gefangen. Gefangen, damit sie Dich ganz für sich alleine haben. Ha, das wird es sein. Liebe Höflichkeit, das ist jetzt ein Aufruf, ein Verzweiflungsschrei, ein "AufKnienrutschendanDeinemHosenbeinhängend": Wenn die Japaner Dich nicht mit Gewalt und Fussketten mit Eisenkugeln dran festhalten, komm wieder! Komm heim!

Mach den gruseligen U-Bahnfahrten ein Ende, in denen feurigwilde Hengste breitbeinig, um ihre kokosnussgrossen Beuteltaschen zu präsentieren, auf Sitzen hocken und kleine Huzelomas wackelig daneben stehen müssen, weil die Beine der Hengste nur für breit, aber nicht zum Stehen geeignet sind.

Mach das niemand mehr von computerbetaschten Nerds gänzlich beinahe tot getrampelt wird, sondern die ihre ungelenken Glieder in den Griff kriegen.

Mach das schlecht pafümierte Arroganzen wenigstens ein "Verzeihung" über ihre rot geschminkten Lippen bekommen, wenn sie dich schon mit ihrem Bauchspeck auf Rolltreppe, Fussgängerzone, Gehweg undundund aufs Pflaster klatschen.

Mach das... ach, mach einfach alles wieder ein bisschen umgänglicher.

Komm heim, schnuppelige Höflichkeit. Die freundliche Geste schafft das alles nicht mehr allein.


Komm wieder, weil ich vermisse Dich.


Deine JellyBean

Mittwoch, 2. Mai 2007

Hexen an verkackten Tagen


Liebes "Glück im Kleinen",


der Morgen an dem ich aufwachte, vor ein paar Tagen, war kein guter. Der Morgen lümmelte herum und irgendwie konnte ich so gar nichts mit ihm anfangen. Mir fehlte einfach die Lust. Wahrscheinlich war die schon auf und joggen. Freude war auch nicht da. Wo war die denn? Ich drehte mich in den Kissen und unter der Bettdecke sah ich elf Haare der Freude hervorlugen. Die Haare waren nicht frisiert. Ich stupste die Freude und die murrte: "Laß mich", murrte die Freude, "ich habe eine Depression." Eine Depression. Wo hatte die Freude jetzt eine Depression her und noch viel interessanter: Was machten die beiden zusammen in meinem Bett, unter meiner Bettdecke? Egal, die Zeit drängte aufstehn, aufstehn und ich hievte mich auf und schon stand die schlechte Laune parat und war sehr zuvorkommend. Stützte mich. "He, ich bin dreißig, eventuell etwas drüber, aber nicht greisig!" Die schlechte Laune grinste nur und wich mir nicht von der Seite. Stützte sogar meinen Ellenbogen beim Zähneputzen.
Blöder Tag.
Kurz und gut: Die schlechte Laune begleitete mich und ließ sich auch nicht abwimmeln. Den ganzen Weg zur U-Bahn nicht und keine Rettung in Sicht. Doch dann kamst Du, liebes "Glück im Kleinen". Schlechte Laune neben mir am S-Bahn Gleis und dann mit einem Mal ein Tritt von hinten. Mußte direkt nach vorn kucken. Fiel fast auf die Nase. ... und dann sah ich sie... vier Hexen! Vier Hexen mit Hüten hoch und schwarz und Kaffeetassen, weiße, in den Händen und lagen vor mir auf dem S-Bahn Steig. Vier Hexen ganz uralt und lachten mich an. Ich blickte um mich. Ringsherum nur hetzende Menschen. Hm, mit einem Mal war da ein grosser Abstand zwischen den Menschen und mir und den Hexen. Die Hexen am Boden vor mir, ich kuckte genau hin. Eine lachte mich direkt an. Die Hexen hatten gute Laune. Also, war die heute morgen doch nicht joggen, sondern zum Kaffeeklatsch... Ich hob die Hexen auf, vorsichtig, und in meinen Fingerspitzen begann es zu brizzeln. Eine magische Energie? Es funkte weiter in meinen Bauch und erschütterte ihn und der Bauch begann zu glucksen und das Glucksen weckte meine Mundwinkel auf und die erhoben sich und dann sprang auch schon ein Lachen aus meinem Mund. Ein lautes und die Hetze-Menschen am S-Bahn Gleis schauten verstohlen, wer denn da lacht. Geht ja nicht, morgens, so was.
Die schlechte Laune verurkste sich, hatte vor irgendwas Respekt bekommen. Toll. Ich sah mich um, abermals und entdeckte hinter einer Säule kichernd Dich, liebes "Glück im Kleinen". Schiefes Lächeln und Rasierschaum noch am Kinn. Du hattest am Morgen verschlafen... Aber jetzt war gut, jetzt warst Du ja da und hast ein kleines Glück mitgebracht. Danke dafür.
Vielleicht weil ich Dich hinter der Säule entdeckte, vielleicht weil ich stets Deine Aufmerksamkeiten zu schätzen bemüht bin: Der Tag wurde gut mit dem Hexenbesuch und ab da auch immer besser. Magie in der Luft? Da kam mir noch das eine oder andere kleine Glück über den Weg gelaufen, an diesem Tag, aber das sind andere Geschichten und sollen ein anderes Mal erzählt werden.
Seis drum: Ich bin doch recht froh, Dich in meinem Leben zu wissen liebes "Glück im Kleinen" und freu mich auf ein baldiges Wiedersehn!

Herzlichst,

Deine JellyBean

Mittwoch, 25. April 2007

Die Liebe, der Liebesbrief... und ein hochwahrscheinlicher Sinn in allem


Liebe Menschen, gute Güte,




aller guten Dinge sind drei und nach eins und zweimal Probelieben auf drei nun der
fulminante Startschuss für: Eine Chance dem Liebesbrief!

Bloggen im Namen der Liebe!

Das klingt nach Freiheit und Abenteuer, Cowboy und Robin Hood und wir fragen uns: Ein Blog mehr im Netz... braucht die Welt das? Braucht die das? Ja! Ich sage ja, die Welt braucht das. Ein Statment entgegen allem Trübsinn. Im Kleinen wie im Grossen, denn für die Liebe sollte doch immer ein Plätzchen am kuscheligen Ofen freigehalten werden.
Und ist es nicht dort am schönsten, wo die Lieben sind?
Wohlig eingebettet zwischen liebenden Herzen und der Teufel sieht den Stinkefinger...

Und darum wird gebloggt, weil überall die Liebe hockt!

Im Mietshaus unter Nachbarn, zwischen einem Prosecco oder zwei, unter einem grünen Teebeutel, auf der Wiese hinterm Haus und drunten am Fluss, in Gedanken und in der Badewanne, am Bahnhof und usw. usw.

Die Liebe liegt da auf der Strasse und ab sofort wird sie von mir einmal in der Woche, am Donnerstag, gefunden und mit einem altmodischen Medium geehrt: Dem Liebesbrief.
Der soll hier, schon fast vergessen, neuen Glanz erfahren. Weil der Liebesbrief zur Liebe gehört wie warme Socken im Winter an die Füsse.

In diesem Sinne, liebe Menschlein, der Startschuss tönt uns in den Ohren: Ab jetzt wird geliebt!

Mit besten Grüssen in den Mai verabschiedet sich,

Eure JellyBean