Freitag, 12. Oktober 2007

Von Morgengrau bis Abendrot oder schnell gedacht

Liebesgeflüster:

"Hallo mein Schatz, wie war dein Tag?"

"Mein Tag?"

"Ja, dein Tag!"

"Mein Tag? Mein Tag. Wie war denn nun mein Tag...?"

Mein Tag tagte, nachdem der frühe Morgen gegangen war, mit den Stunden. Thema: Mit welcher Stimmung empfangen wir den Abend?
Die Stimmung saß, dickfaulfettschläfrig, in einer Ecke. Sie wagte sogar ein wenig zu schnarchen. Daneben die Langeweile mit einem Boulevardblatt und ging ihrem Namen nach. Mit einem Mal! Die Tür flog auf, der Schreck trat ein. Ihm nach einige Sekunden in Begleitung wildquirligen Adrenalins. Die Ruhe, die es sich unter der Zimmerdecke bequem gemacht hatte, fühlte sich durch das Spektakel unliebsam gestört. Ein kurzes Hin und Her. Leise murmelte der Fluch durch den Raum. Verschwand auf der Herrentoilette. Hatte sich Kaffeeflecken auf die Hose gemacht.
Der Schreck verzog sich wieder. Die Sekunden hinterher. Das Adrenalin war auch weg. War in ein Mauseloch in der Wand eingezogen. Die Ruhe hing sich wieder unter die Zimmerdecke.
Der Mittag kam und war geschäftig. Mit dem Mittag kam die Pause. Selbe Abteilung. Dicke Freunde. Stecken ihre Köpfe immer zusammen. Die Pause ist mit der halben Stunde liiert. Grosse Liebe. Die natürlich im Schlepptau. Die halbe Stunde ist ein mageres Ding, das ständig Großes in sich vorgehen spürt. Ganzgewichtigwichtig. Sie fühlt sich zu Star berufen. Denn manche halben Stunden haben sogar schon Leben verändert. In einer kurzen Affäre. Flotter Dreier mit dem Glück.
Der Mittag begann ein kurzes Gespräch mit der Langeweile in der Ecke. Der Mittag wollte dann gehen. Pause hinterher. Und auch die halbe Stunde zog vorüber.
Nachmittag. Der Nachmittag ist ein angenehmer Zeitgenosse. Kommt immer, wenn gut gelaunt, in schönes Licht gehüllt. Das Licht ist vernarrt in den Nachmittag, umschmeichelt ihn. Der Nachmittag ist sehr beliebt. Bekommt zuweilen Besuch von ein paar aufgeregtaufregenden Minuten. Meist wollen die Minuten etwas. Wollen einen großen Sinn und ein Recht aufs Dasein. Treten den Momenten grob in den Hintern. Die Momente setzen sich dann auf und beginnen das Herz zu bewegen. Schubsen es ein wenig hin und her. Die Stimmung erhob sich und streckte sich... ein wenig. Die Minuten haben nur eine kurze Dauer. Kaum Gewicht. Das Leben bringt sie rasch zum Schweigen. Die Stimmung setzte sich wieder. Die Momente ebenso.
Das Leben selbst ist mit dem Angenehmen zusammen.
Das Angenehme ist schön und möchte nichts. Liegt stets auf der Couch und betrachtet seine Füsse. Zusammen mit dem Angenehmen lebt das Leben so vor sich hin.

In der Ecke knistert die Langeweile mit dem Boulevardblatt.

Nach kurzem Intermezzo verdrückt sich auch der Nachmittag. Küsst wild mit dem Licht. Verschwindet darin.
Durchs Fenster still heimlich schleicht sich der Abend. Kommt heute von hinten. Überrascht den Tag. Die Stunden. Der Tag packt langsam seine Sachen. Hat eine Ruhe und nimmt Abschied.
Die Stunden wollen wachen. Mit dem Abend. Mit welcher Stimmung empfangen wir die Nacht? Die Stimmung indessen im Gespräch mit dem Angenehmen. Hat angefangen mit dem Angenehmen dessen Füsse zu betrachten.
In der Ecke die Langeweile, macht sich breit...

"Schatz?"

"Hm?"

"Wie war denn nun dein Tag?"

In Gedanken.

Eure JellyBean

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