Lieber Wankelmut,
ich hab einen Satz gelesen und da musste ich an Dich denken. Na ja, klar eigentlich, weil in dem Satz bist Du ja schon gesteckt. Oder steckst noch drin. Der Satz ist ja geschrieben und ist somit für die Ewigkeit. So in etwa. "Es gibt nichts Wankelmütigeres als das menschliche Herz. Es lässt sich zum Guten wie zum Bösen hin beeinflussen." Und dann geht das noch weiter, aber über den Absatz wollte ich mir dann doch ein paar Gedanken machen.
Die Gedanken sind die, wie Du eigentlich zustande kommst. Weil wenn man Dich erstmals betrachtet bist Du nur ein Ding auf zwei Beinen, unentschlossen mit welchem Du nun den ersten Schritt machst. Und wenn der erste Schritt geschehen ist, ist es die Entscheidung, die zur Diskussion steht, ob das Schritt-gemachte-Bein, das richtige war. Kann ich mir Dich so in etwa vorstellen?
Ich stell' mir Dich jetzt einfach mal in etwa so vor. Wir haben nicht so wahnsinnig oft miteinander zu tun, darum finde ich das jetzt irgendwie spannend Dir zu begegnen. Oder haben wir doch öfter miteinander zu schaffen und ich weiß es bloß nicht?
Ha! Du hüpfst grad vor mir von einem Beinchen auf das andere und freust Dich! Weil Du mich am Kragen hast, weil ich nämlich unentschlossen bin, ob wir miteinander zu tun haben oder nicht! Ist es nicht so? Ist es nicht?
Mir kommt der Gedanke, dass Du trotz Deiner Niedlichkeit, der ich gerade angesichtig werde, beizeiten auch ganz schön grausam sein kannst.
Mit Niedlichkeit meine ich jetzt die bezaubernde Unentschlossenheit, mit der man im Sommer vor der Eistheke steht und keinen Schimmer hat, welche Cremesorte nun zu wählen ist. Weil es da soviele gibt. Und dann wählt man und überlegt, ob nicht doch das Erdbeerding besser gewesen wäre, als das Himbeerding. So in etwa. Aber was nun, wenn die Unentschlossenheit, Du, auch Menschen betrifft? Freunde, Liebhaber, Liebhaberinnen, Ehepartner? Vielleicht auch Haustiere.
Der Gedanke ist nicht fern mit den Haustieren. Wir steuern auf Weihnachten zu und da liegt ein Welpen unterm Baum und im nächsten Sommerurlaub finden wir den Welpen ausgewachsen zum Rottweiler, zum Beispiel, an der Autobahn wieder...
Oder wir wählen jemanden an unsere Seite und alles ist fresh und dann passt uns der oder die doch nicht mehr, weil irgendwie... Und dann wird das ganz irgendwie bitter...
Kleine Beispiele, aber wie kommst Du zustande? Was gibt Dir Platz? "Dünnes Fundament", sagst Du. Dünnes Fundament. Das finde ich jetzt eine krasse Aussage. "Ist aber so." Ups. Okay, ich versuch' jetzt mal das zu verstehen.
Nun gut. Dünnes Fundament ist zunächst einmal eine brüchige Sache. Unsicher. Und dann wären wir auch schon bei der Unsicherheit. Und wenn ich mir unsicher bin, dann hat vieles zu mir zugang, Einfluss. Angst, Meinungen, Scham, Normen etc. Alles brökelt auf mein brüchiges Fundament und bricht ein. Und dann liegt da ein Haufen Sums auf mir und keine Ahnung wie weiter. Und um den Einbruch zu vermeiden und still gestellt zu sein, schaufel ich mal hier hin und mal da hin, um die Brüchigkeit auszugleichen und wankle dabei hin und her. "So in etwa", nickst Du.
Wenn aber mein Fundament ein sicheres ist, ich mir selbst sicher, in meinen Entscheidungen, dann bin ich nicht so anfällig für den Sums von außen... richtig? "Richtig in etwa so", nickst Du. Dann muß ich also nur an meinem Fundament basteln? "Hm, ja." Bastle ich an meinem Fundament... Wie geht das? Wie weiß ich, ob das richtig ist? "Wenn es richtig ist, fühlt es sich wirklich wirklich gut an", grinst Du. Und das ist Deine letzte Antwort.
Also ich weiß nicht...
Deine JellyBean